Es ist bekannt ... dass sie gemeinsam die Nerthus, die Mutter Erde, verehren und glauben, dass sie sich um die Angelegenheiten der Menschen kümmert, und sie meinen, dass sie zum Volk auf einem wagen daher gefahren kommt. Auf einer Insel im Weltmeer ist ein heiliger Hain und auf diesem ein Wagen, der mit einem Tuch überdeckt ist; nur einem Priester ist es erlaubt, ihn zu berühren. Dieser erkennt, wenn die Göttin im inneren ist, und begleitet sie, deren Wagen von Kühen gezogen wird, mit großer Ehrfurcht. Dann sind frohe Tage, alle Stätten sind festlich geschmückt, die die Göttin mit ihrer Ankunft und ihrer Einkehr würdigen. Sie fangen keinen Krieg an und greifen nicht zu den Waffen; alles Eisen wird weggeschlossen; Ruhe und Frieden sind dann bekannt und beliebt, bis schließlich der selbe Priester die vom Umgang mit den Sterblichen müde Göttin dem Tempel zurück gibt. Bald werden der Wagen, das Tuch und, man möge es glauben, die Göttin selbst in einem entlegenen See gebadet. Dabei sind Sklaven behilflich, die dann der selbe See verschlingt. Ein geheimnisvoller Schrecken und heilige Unwissenheit herrschen, was dies für ein Wesen sei, das nur die Todgeweihten sehen dürfen.
Frau Holle zog Weihnachten durch das thüringische Dorf Schwarza. Vorn im "Haufen" ging der treue Eckhart und hieß die Leute aus dem Wege zu weichen, damit ihnen kein Leid widerfahre. Ein paar Bauernknaben hatten gerade Bier in der Schenke geholt und sahen dem Zug auf ihrem Nachhauseweg zu. das wilde Heer nahm aber die ganze breite Straße ein, sodass die Dorfjungen mit ihren Kannen abseits in eine Ecke auswichen. Ein paar Weiber aus der Rotte nahmen ihnen die Kannen ab und tranken. Die Knaben schwiegen aus Furcht still, hatten aber Angst davor, wenn sie mit leeren Krügen nach hause kommen würden. da trat der treue Eckhart herbei und sagte: "Das riet euch Gott, dass ihr kein Wörtchen gesprochen habt, sonst wären Euch eure Hälse umgedreht worden; geht nun flugs Heim und sagt keinem Menschen etwas von der Geschichte, so werden eure Kannen immer voll Bier sein." Tatsächlich wurden die Kannen nicht leer. Drei Tage lang schwiegen die Buben dazu, doch dann erzählten sie das Erlebnis ihren Eltern. Von da an versiegten die Krüglein.
Die folgenden und weitere Sagen aus der Sammlung der Brüder Grimm sind in ihrer ältesten schriftlichen Urform im Buch Saturnalia des Barockschriftstellers Johann Praetorius (1630 bis 1680) erzählt und hier verkürzt dargestellt:
„Frau Holle und der Bauer“ Frau Holle zog aus und begegnete einem Bauern mit einer Axt. Diesen bat sie, dass er ihr den Wagen verkeilen oder verschlagen solle. Als die Arbeit verrichtet war, sprach sie: „Raff die Späne auf und nimm sie zum Trinkgeld mit“, dann fuhr sie davon. Dem Tagelöhner kamen die Späne unnütz vor, darum nahm er nur ein paar für die Langeweile mit. Als er nach Hause kam und in den Sack griff, waren die Späne zu Gold geworden. Schnell kehrte er zu der Stelle zurück, wo er die übrigen Späne liegen gelassen hatte, doch es war nichts mehr vorhanden.
„Ein hessisches Volksmärchen vom Meisnerberge" Unter diesem Titel brachte Dr. Karl Christian Schmieder 1819 ein Büchlein heraus, das reich mit Ortsbezeichnungen aus dem Meißnergebiet durchwebt ist. Seine Zeitgenossen, die Brüder Grimm, bezweifelten, dass es sich dabei um alte Überlieferungen handelte. Doch auch wenn die Geschichten aus Schmieders Fantasie und Feder stammen sollten, sind sie inzwischen schon 200 Jahre alt und mit anderem Sagen- und Märchengut so verwoben, dass eine Trennung heute schwer fällt.
Sagenhafte Frau Holle Garbe: Die schönsten Sagen, Band 1, Region Kassel 2001
Im Volksmärchen der Brüder Grimm wohnt Frau Holle tief unten im Brunnen und schüttelt dennoch von hoch oben, also vom Himmel, beim Bettenmachen die weißen Federn als Schneeflocken herunter. In den deutschen Sagen aber wird die Frau Holle vielgestaltig geschildert. Viele davon spielen am Hohen Meißner, von dem sie einst gekommen, andere in Helsa und Wickenrode, wo sie viel gewirkt hat.
Die Frau Holle aus der Sage um 1800 war in germanischer Zeit ein schönes heidnisches Mädchen. Das hieß Martha und wohnte in dem Dorfe Dudenrode. Weil sie die heidnischen Bräuche einhielt wie keine sonst weit und breit, das Maifest feierte wie auch den Mittsommer, die Leinernte, das Herbstfest, das Vollmondfest, das Winteraustreiben usw., so gab ihr die Göttin Freia oder Hulda den stärksten und schönsten Burschen ihres Dorfes zum Manne und hieß dieser mit Familiennamen Holle. Und die beiden liebten einander sehr und waren glücklich, wie es nur wenigen Menschenpaaren beschieden ist.
Aber mit der Zeit stieg dem Holle das Glück zu Kopfe, er vertrug es nicht und wurde übermütig. So wollte er nicht mehr arbeiten, wie doch alle anderen Leute, und begann er zu trinken, Met und Bier und Wein, und fing auch noch zu spielen an. Des Anfangs hatte er gewonnen, das machte ihn kühn und spielte er weiter und weiter; aber zuletzt kehrte sich das Glück wider ihn und er verlor alles Hab und Gut, ja sogar seine Freiheit. Er wurde zum Schlusse als Sklave verkauft und kam, nach traurigem Abschiede von seiner Frau Martha, weit in die Fremde. Da reute ihn alles sehr, doch war es zu spät.
Nun war die Frau Martha Holle auf einmal mannesseelenallein auf der Welt und hatte sie bald gar nichts zu brocken und zu beißen; auch mangelte es ihr an einer Bleibe. All die Sorgen trieben sie dann in den dunklen Wald hinein, den sie schon als kleines Mädchen immer geliebt, und dort weinte und klagte sie so, dass selbst die Tiere ein Mitleid hatten, die sanften und auch die wilden. Und der Ort, an dem sie klagte, heißt noch bis heute der „Weinbusch“.
Aber die Göttin Hulda, die ihr ja wohl gewogen war, hörte ihr Weinen und Klagen. Großes Erbarmen bemächtigte sich ihrer. Da nahm sie sie erneut zum Günstling und machte ihr den ganzen Meißnerberg zu eigen. Auch gab sie ihr eine Zauberglocke mit wunderbaren Kräften: denn immer , wenn sie damit läutete, Bim Bim, Bam Bam, oder auch Bim Bam und Bam Bim, so erschienen und gehorchten ihr die kleinen Geister in Wasser, Feuer, Luft und Erde, die Quellgöttinnen, die Salamander und die Gnome.
Damit aber nicht genug: die Göttin Hulda schenkte ihr ein weitläufiges Zauberschloss mit einem Garten, voll von den entzückendsten Blumen und er hatte auch Obst und Gemüse in Hülle und Fülle. Aber das Schloss lag in der Tiefe eines schönen Waldteiches, der bis heute „Frau Holle Teich“ heißt. Dort wohnte die Martha Holle künftig im Winter.
Doch sommers lebte sie über der Erde in einem Häuschen, von dem man auch heute noch einige Spuren gewahrt, Teile der vorderen Mauer und den Rand des Brunnens. Später hat ein Köhler dort gewohnt, deshalb heißen diese Überreste das „Waldmannshäuschen“.
Frau Holle besaß einen kleinen Bestand an Vieh: Kühe, Schafe, Schweine und Hühner. Ihr Schafstall lag auf der jetzigen „Mauerwiese“, um die jetzt noch die Steine liegen. Ihre Hühner und ihre Küchlein hielt sie dort, wo heute das Dorf „Küchen“ liegt; daher stammt auch der Name. Ihr Milchkeller fand sich an der heute „Rebbes“ geheißenen Stelle.
So war aus dem armen, verlassenen Weibe nun die vermögende Frau Holle geworden, die rund um den Meißner Gewalt über alles hatte, über Mensch und über Vieh. Die Guten hatten ihre Gunst und all ihr Hass galt den Schlechten. Aber weil ihr selbst die Kinder verwehret waren, rührten besonders die armen Familien ihr gutes Herz.
So lebte in Wickenrode im „Hüttstättengraben“ ein Glasmacher und hörte auf den Namen Essias Gunkel. Dem hatte der Landgraf von Hessen das Holzschlagen bei Leibes Strafe untersagt. War er doch oft und oft dabei ertappt worden, wenn er sich aus den Forsten Holz holte, um seiner Familie ein leidlich warmes Haus zu schaffen. Neun Kinder hatte der arme Glasmacher; also waren er und seine Frau oft dicht am Verhungern und Erfrieren.
Eines Tages Anfang Dezember stand Frost zu erwarten, und Essias Gunkel musste um Holz zu holen auf den Hirschberg hinauf, koste es, was es wolle. Mit schwerem und düsterem Gemüte stapfte er dahin und er sah weder nach rechts noch nach links. Aber wie er über die „Johanniswiese“ ging, stand da auf einmal eine Frau in kostbarem Kleide vor ihm und er erschrak. Nie hatte er diese fremde Frau hier gesehen.
„Was suchst du denn hier?“ fragte sie mit warmer Stimme und lächelte freundlich. Der Glasmacher wunderte sich, aber er antwortete: „Ach, hohe Frau! Wir armen Leute haben so gar nichts weiter zu heizen und meine Frau und die Kinder schlagen die Zähne zusammen vor Kälte, so wollte ich nun Leseholz holen; denn wenn es sich nicht ändert, so müssen wir sterben.“ Da wies die Frau mit ihrem Fuße auf braune Steine, die lagen am Rande der Wiese, und sie forderte ihn auf, diese aufzusammeln und nach Hause zu nehmen. Essias Gunkel sah schon, dass das nicht einfach Steine waren, und er fragte die Frau, wie die Steine hier hingekommen; nie hätte er solche an der Johanniswiese gesehen. „Die Steine stammen aus meinem Berge und der Dachs wird sie wohl ausgegraben haben“, antwortete sie lächelnd und war plötzlich wieder verschwunden.
Der Glasmacher führte einen großen Beutel mit sich und sammelte da hinein diese Steine, so viel nur herein wollten und er tragen konnte. Dann mühte er sich mit ihnen nach Hause, machte Feuer in seiner Hütte und fürwahr, die braunen Steine brannten gut und noch besser als Holz. Der ganzen Familie wurde endlich einmal wieder warm.
Aber niemand im ganzen Dorfe, dem er sein Erlebnis mit der hohen Frau schilderte, wollte ihm glauben, alle lachten ihn aus und hießen ihn einen Lügner. Aber im Kruge des Dorfes saß der alte Johann, der stieß aus seiner Pipe dicke, dunkle Wolken an die Wirtshausdecke und sprach zu den anderen Gästen: „Viele erzählen doch, dass am Nikolaustage gern die Frau Holle aus ihrem Berge komme und die Menschen besuche, und immer helfe sie einer Familie, die gerade bittere Not leide. Sagt einmal, schreibt der Kalender heute den Tag des Nikolaus?“ Als dies bejahrt war, mussten die andern im Dorfe das so glauben, was Essias Gunkel geschildert. Nun lief so mancher Vater hinauf auf die Johanniswiese und las für seine Familie die braunen Steine auf. Als aber alle abgesammelt waren, da grub man nach und es fanden sich noch viele solcher Steine allda. Und diese Steine nannte man seitdem das „Frau-Holle-Geschenk“
** Von Herzen nahm Frau Holle sich auch immer der geplagten Frauen an, deren Männer faul oder bösartig waren. Die bösen Männer foppte sie auf jede nur erdenkliche Art. Und die Trinker unter ihnen verzauberte sie in Kälber und die fraßen fortan Gras, Tag für Tag, Woche für Woche. Daher wird die Bergwiese, auf der sie geweidet haben, noch heute „die Kalbe“ genannt.
So manchen Menschen, der Not litt, nahm die Frau Holle aus Mitleid auf und sie fanden für eine Zeit Obhut bei ihr. Vor allem kümmerte sie sich um die Mädchen, deren Versprochene sie verlassen hatten. Aber unter ihnen waren viele eitel, jede wollte die Bildschönste sein und darum kam oft Missgunst und Zank auf. Als aber Frau Holle eines Tages heimkam, da hörte sie, dass ein Streit war in vollem Gange zwischen den Mädchen. Sie wurde zornig, schüttelte die Zauberglocke und allsogleich waren die Mädchen in Katzen verwandelt, in graue und weiße und schwarze und braune.
Die Katzen mussten fortan in einer felsigen Höhle hausen, die am Berge gen Abend lag. Diese Höhle heißt noch jetzt die Kitzkammer. Von dort aus hatten sich die Katzen rund um den Berg Meißner zu verteilen und der Frau Holle ihre Dienste zu tun. So hatten sie die Aufgabe, den guten Wanderern den rechten Weg zu weisen, die bösen jedoch sollten sie irreleiten.
Eine dieser Katen brachte einem Manne und seiner Familie einmal viel Glück ein. Germar hieß der Mann und er wohnte in Reichenbach. Ohne eigene Schuld geriet er in Geldschwierigkeit und er lieh sich beim Nachbarn eine große Summe. Als aber die gesetzte Zeit verstrichen war und er nicht zu zahlen vermochte, da hatte er auf Betreiben des Nachbarn Haus und Gut zu verkaufen. Nun hatten sie keine Bleibe mehr und Germar und seine Frau und die Kinder mussten fort.
Sie gingen den ganzen Tag. Am Abend kamen sie an einen Felsen, der nach dieser Begebenheit der „Segenstein“ heißt. Es kam nämlich von ohngefähr eine holde Frau, die hieß sie willkommen. Erst einmal mussten die Armen ruhen auf der heutigen „Segenwiese“; dann hatte sie einen Wundertopf, darin kochte sie ihnen eine nahrhafte Suppe; auch schaffte sie Eier und Milch heran und wies den Kindern einen Busch voller schönster Haselnüsse.
Als alle satt und zufrieden waren, wollten sie weiter. Da gab sie ihnen eine ihrer Katzen mit, die musste ihnen den Pfad weisen nach Hausen; denn dort wollte Germar ein neues Heim gründen. Nach einiger Zeit aber wurde die Katze ganz matt und schwach. So trug Germar sie auf dem Arm.
Auf einmal aber wurde sie schwerer und schwerer, und als Germar genau hinschaute, hielt er keine lebende Katze mehr, sondern einen Katzenbalg voll Gold und Silber im Arme. Nun war alle Not vorbei und Germar und seine Frau bauten sich ein großes Haus auf einer anmutigen Wiese. Auf diese Weise ist Germerode entstanden, am Meißner eines der schönsten Dörfer. **
Schon lange, lange Jahre hatte die Frau Holle so rund um den Hohen Meißner gelebt und gewirkt. Und die Menschen hatten ringsum ihre Meinung über sie. Die einen lobten sie als wahre Hulda, die den Menschen hold war, andere aber schimpften sie eine Böse und Hexe. Gerade die Erzfaulen erzählten allerorten von dem Hexengespuke auf dem Meißner. So wurde im Gerede mancher Leute aus der guten Frau Holle eine Unholdin. Und viele scheuten bald den Gang über den Berg.
Auch ein frommer Eremit namens Bernhard hatte am fernen Rheine von dem Teufelswerke am Meißner sagen hören und er wollte noch mehr davon wissen und ihm auf den Grund geben, denn er stammte selber aus dem Hessenlande.
Also begann er den beschwerlichen Weg dorthin und wollte die heidnischen Geister austreiben.
Sein Weg führte ihn durch Wickenrode, wo ihm Essias Gunkel und seine Familie nur Gutes von der Frau Holle sagte, war es doch sie gewesen, die dieser Familie Leben gerettet hatte.
Bernhard aber blieb seiner Absicht treu. Er trat unter eine mächtige Buche, reckte mit seiner Rechten ein kleines Holzkreuz hoch in die Lüfte und rief dann einen Bannspruch in den Wald; darin untersagte er allen Bösen und Geistern jedwede Zauberei und Hexenspuk, sei es, wer es sei.
Nichts und niemand rührte sich. Doch auf einmal hörte er den milden Ton einer menschlichen Stimme, die vom „Weinbusch“ kam. Diese Stimme erschien dem Bernhard seltsam bekannt. Denn Bernhard war kein anderer als der in die Ferne verkaufte Holle. Er hatte sich völlig geändert, hatte viel gearbeitet und sich loskaufen können aus der fernen Gefangenschaft. Und er war ein Heidenbekehrer und ein Missionar geworden.
Der hörte nun die Stimme seiner Frau, die er einst so elend gemacht hatte. Die wusste schon, wer er war, und erzählte ihm nun alle seine Schandtaten von damals auf und sie sprach zuletzt einen starken heidnischen Fluch gegen ihn. Er aber gestand alle schlimme Schuld ein und er bat sie demütig um Verzeihung. Dann verkündigte er ihr die Lehre von Jesus Christus, und dass er alle Menschen erlöst hat von ihren Sünden, und er bat sie inständig, das heidnische Götzenwerk und alle Zauberei aufzugeben.
Da söhnte sie sich endlich mit ihm aus, nahm den christlichen Glauben an und warf die Zauberglocke in den Holle- Teich. Und sie willigte darin ein, erneut die Frau ihres Mannes Holle zu sein.
Und sie wurden wieder glücklich, so glücklich, wie zu allem ihrem Anfang.
1812 wurde es in den „Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm" veröffentlicht.
Goldmarie und Pechmarie
Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig, die andere hässlich und faul. Sie hatte aber die hässliche und faule, weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere musste alle Arbeit tun und das Aschenputtel im Hause sein. Das arme Mädchen musste sich täglich auf die große Straße bei einem Brunnen setzen und musste so viel spinnen, dass ihm das Blut aus den Fingern sprang. Nun trug es sich zu, dass die Spule einmal ganz blutig war, da bückte es sich damit in den Brunnen und wollte sie abwaschen: Sie sprang ihm aber aus der Hand und fiel hinab. Es weinte, lief zur Stiefmutter und erzählte ihr das Unglück. Die schalt es so heftig und war so unbarmherzig, dass sie sprach: „Hast du die Spule hinunterfallen lassen, so hol sie auch wieder herauf.“
Da ging das Mädchen zu dem Brunnen zurück und wusste nicht, was es anfangen sollte. Und in seiner Herzensangst sprang es in den Brunnen hinein, um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung, und als es erwachte und wieder zu sich kam, war es auf einer schönen Wiese, wo die Sonne schien und viele tausend Blumen standen.
Auf dieser Wiese ging es fort und kam zu einem Backofen, der war voller Brot; das Brot aber rief: „Ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich. Ich bin schon längst ausgebacken.“ Da trat es herzu und holte mit dem Brotschieber alles nacheinander heraus.
Danach ging es weiter und kam zu einem Baum, der hing voll Äpfel und rief ihm zu: „Ach schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif.“ Da schüttelte es den Baum, dass die Äpfel fielen, als regneten sie, und schüttelte, bis keiner mehr oben war; und als es alle in einen Haufen zusammengelegt hatte, ging es wieder weiter.
Endlich kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau. Weil sie aber so große Zähne hatte, ward ihm Angst, und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach: „Was fürchtest du dich, liebes Kind? Bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Hause ordentlich tun willst, so soll dir’s gut gehen. Du musst nur Acht geben, dass du mein Bett gut machst und fleißig aufschüttelst, dass die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt; ich bin die Frau Holle.
Weil die Alte ihm so gut zusprach, so fasste sich das Mädchen ein Herz, willigte ein und begab sich in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit und schüttelte ihr das Bett immer gewaltig auf, dass die Federn wie Schneeflocken umherflogen; dafür hatte es auch ein gutes Leben bei ihr, kein böses Wort und alle Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun war es eine Zeitlang bei der Frau Holle, da ward es traurig und wusste anfangs selbst nicht, was ihm fehlte, endlich merkte es, dass es Heimweh war; ob es ihm hier gleich vieltausendmal besser ging als zu Haus, so hatte es doch ein Verlangen dahin. Endlich sagte es zu ihr: „Ich habe den Jammer nach Haus gekriegt, und wenn es mir auch noch so gut hier unten geht, so kann ich doch nicht länger bleiben, ich muss wieder hinauf zu den Meinigen.“
Die Frau Holle sagte: „Es gefällt mir, dass du wieder nach Hause verlangst, und weil du mir so treu gedient hast, will ich dich selbst wieder hinaufbringen.“ Sie nahm es darauf bei der Hand und führte es vor ein großes Tor. Das Tor ward aufgetan, und wie das Mädchen gerade darunter stand, fiel ein gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihm hängen, so dass es über und über davon bedeckt war. „Das sollst du haben, weil du so fleißig gewesen bist“, sprach die Frau Holle und gab ihm auch die Spule wieder, die ihm in den Brunnen gefallen war. Darauf ward das Tor verschlossen, und das Mädchen befand sich oben auf der Welt, nicht weit von seiner Mutter Haus. Und als es in den Hof kam, saß der Hahn auf dem Brunnen und rief: „Kikeriki, unsere goldene Jungfrau ist wieder hie“. Da ging es hinein zu seiner Mutter, und weil es mit Gold bedeckt ankam, ward es von ihr und von der Schwester gut aufgenommen.
Das Mädchen erzählte alles, was ihm begegnet war, und als die Mutter hörte, wie es zu dem großen Reichtum gekommen war, wollte sie der anderen hässlichen und faulen Tochter gerne dasselbe Glück verschaffen. Sie musste sich an den Brunnen setzen und spinnen; und damit ihre Spule blutig wurde, stach sie sich in den Finger und stieß die Hand in die Dornhecke. Dann warf sie die Spule in den Brunnen und sprang selber hinein. Sie kam wie die andere auf die schöne Wiese und ging auf demselben Pfade weiter.
Als sie zu dem Backofen gelangte, schrie das Brot wieder: „Ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich, ich bin schon längst ausgebacken.“ Die Faule aber antwortete: „Da hätt ich Lust, mich schmutzig zu machen“, und ging fort. Bald kam sie zu dem Apfelbaum, der rief: „Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif.“ Sie aber antwortete: „Du kommst mir recht, es könnte mir einer auf den Kopf fallen“, und ging weiter.
Als sie vor das Haus der Frau Holle kam, fürchtete sie sich nicht, weil sie von ihren großen Zähnen schon gehört hatte, und verdingte sich gleich zu ihr.
Am ersten Tag tat sie sich Gewalt an, war fleißig und folgte der Frau Holle, wenn sie ihr etwas sagte, denn sie dachte an das viele Gold, das sie ihr schenken würde; am zweiten Tag aber fing sie schon an zu faulenzen, am dritten noch mehr, da wollte sie morgens gar nicht aufstehen. Sie machte auch der Frau Holle das Bett nicht, wie sich’s gebührte, und schüttelte es nicht, dass die Federn aufflogen. Das ward die Frau Holle bald müde und sagte ihr den Dienst auf. Die Faule war damit zufrieden und meinte, nun würde der Goldregen kommen; die Frau Holle führte sie auch zu dem Tor, als sie aber darunter stand, ward statt des Goldes ein großer Kessel voll Pech ausgeschüttet. „Das ist zur Belohnung deiner Dienste“, sagte Frau Holle und schloss das Tor zu. Da kam die Faule heim, aber sie war ganz mit Pech bedeckt, und der Hahn auf dem Brunnen, als er sie sah, rief: „Kikeriki, unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hie.“ Das Pech aber blieb fest an ihr hängen und wollte, solange sie lebte, nicht abgehen.
Im Gegensatz zu Märchen beziehen sich Sagen auf bestimmbare Orte, sind meist schriftlich überliefert und haben eine historische Dimension: Sie sind Zeugnisse des Volksglaubens und spiegeln in Bezug auf Frau Holle eine sehr lange und lebendige Tradition wider. So wie die von Jakob Grimm erzählte Sage vom Frau-Holle-Teich in einer verkürzt widergegebenen Fassung von 1799:
Von dieser Holle erzählt das Volk vielerlei, Gutes und Böses:
Weiber, die zu ihr in den Brunnen steigen, macht sie gesund und fruchtbar.
Die neugeborenen Kinder stammen aus ihrem Brunnen.
Blumen, Obst, Kuchen, die sie unten im Teiche hat, und was in ihrem unvergleichlichen Garten wächst, teilt sie denen aus, die ihr zu gefallen wissen.
Sie ist sehr ordentlich und hält auf guten Haushalt.
Wenn es bei den Menschen schneit, schüttelt sie die Betten aus.
Faule Spinnerinnen straft sie; Jungfrauen hingegen, die fleißig abspinnen schenkt sie Spindeln und spinnt selber für sie über Nacht.
Faulenzerinnen zieht sie die Bettdecke ab und legt sie nackend aufs Steinpflaster.
Fleißige, die schon frühmorgens Wasser zur Küche tragen in reingescheuerten Eimern, finden Silbergroschen darin.
Gern zieht sie Kinder in ihren Teich, die guten macht sie zu Glückskindern, die bösen zu Wechselbälgen.
Jährlich geht sie im Land um und verleiht den Äckern Fruchtbarkeit.
Aber sie erschreckt auch die Leute, wenn sie durch den Wald fährt, an der Spitze des "Wütenden Heeres".
Bald zeigt sie sich als eine schöne weiße Frau in der Mitte des Teiches;
bald ist sie unsichtbar, und man hört bloß aus der Tiefe ein Glockengeläut und finsteres Rauschen.
In Schlesewig/Hollstein, stehen viele "Hollsteine". Hab heute gelesen ... da geht es um eine "Hollfahrt" ... "Holly" ... "Hell" ... "Höll" ... Die "Hollfahrt" als Pilgerreise ...
Der Holleteich, ein See der Pflanzen, Tier und Menschenopfer annahm. In dem Junge Frauen badeten um fruchtbar zu werden. Seelen, die vom Storch aus dem Teich zu den Frauen gebracht wurden. Die wilde Schar, die nach der Wintersonnenwende, die verstorbenen Seelen von Vergangenen Jahr, in den Rauhnächten unter den See geleitete. ...
Es ist immer noch Sonntag Nachmittag, die Wiese auf der ich geschlafen habe, war früher ein Sumpfgebiet, in dem sogar Pferde versunken sein sollen ... hm ... da war sogar einer, der erzählte er sei früher noch in diesem See schwimmen gewesen und wie das so ist mit Badeseen ohne Bademeister und DLRG, sind dort auch Menschen ertrunken. ... Der See, wie auch der Brunnen als Eingang zur "Anderswelt".
Im Nachhinein hab ich jetzt viel zu dieser alten Erdgöttin gelesen, sehr spannend ...
Hab auch von "Lug" gelesen. Lug der Gott der Druiden, der Waldweisen. Ein löwenartiges Wesen welches im August eine besondere Verehrung erfuhr, zum "Schnitterfest". So wie die Holle, zur Mutter Maria christianisiert wurde, so wurde aus Lug der Erzengel Michael ... Es gibt so vieles zur Holle zu sagen ... mal sehen, vielleicht entsteht dazu ja noch ein Thread ... das ist alles auch noch ne Zeitfrage ...
Mit meiner Reisebeschreibung bin ich immer noch am Sonntag den 17ten August 08 unterwegs in Hessen mit Musik. Gröhl. Bin zurückgefallen ...
Der wissende Meißner ist vulkanischen Ursprungs, an den Hängen liegen Basaltsäulen Bruchsteine. Es ist ein Feuerberg.
Vom See fuhr ich zur Kammerbacher Höhle oder zur Hilgershäuser Höhle, auch Hohlsteinhöhle. Mit den drei Namen wird die selbe Höhle Bezeichnet. Sie liegt diesmal etwas weiter von der Straße entfernt in einem Waldstück.
Kurz aus dem Reiseführer: Hohlsteinhöle Auch Hilgershäuser Höhle oder Kammerbacher Höhle, Hollestein.
Mit ihrer schriftlichen Erwähnung 1267 als Holenstein oder Hollenstein gilt die Karsthöhle als älteste namentlich nachweisbare Höhle Deutschlands. Das Innere der Höhle ist ein einziger, etwa 40 m langer, 21 m breiter und 8 m hoher (an seiner höchsten Stelle 12 m hoher) Höhlenraum und damit ist dieser Höhlenraum einer der großräumigsten in Hessen. Im vorderen Bereich befindet sich ein kleiner Höhlensee, auf gleichem Niveau wie der vor der Höhle befindliche kleine Hexen- oder Nixenteich.
Die Höhle mit dem 24 m hohen Felsen oberhalb und dem Teich davor könnte ein alter Kultplatz gewesen sein, an dem die Erdgöttin verehrt wurde. Junge Ehefrauen badeten im Höhlenteich in der Mainacht oder am Weihnachtsabend, wenn sie sich ein Kind wünschten. Mädchen hofften von Frau Holle einen Wunsch erfüllt zu bekommen, wenn sie Blumen auf den Opferstein legten. Wer sich in der Osternacht zwischen elf und zwölf in der Hollensteinhöhle mit dem Höhlenwasser wusch und dabei schweigen konnte, behielt lange seine Schönheit. Das Wasser galt als wunderkräftig.
Unter den oben Angeführten Link "Geomantie" berichtet der Autor dieses Hier:
Die Hilgershäuser Höhle, die größte Kulthöhle Deutschlands: noch Anfang des letzten Jahrhunderts zogen die heiratsfähigen Mädchen der Gegend an Ostern zu dieser Höhle, um dort Blumen niederzulegen, in der Hoffnung, dadurch den rechten Gatten zu bekommen. Einst war die Höhle über 50 Meter tief; zwischen 1980 und 1990 muss sie dann zur Hälfte eingestürzt sein. Unter dem Schutt befindet sich ein Altarstein, den ich in jungen Jahren noch selbst sehen konnte. Trotz dieses Unglücks hat sie von ihrer Wirkung nichts eingebüsst. Auch die Quelle, die in ihrem Inneren entspringt, plätschert noch fröhlich vor sich hin und speist einen kleinen See, der sich vor der Höhle befindet. Wie so oft am Meißner kann man sich auch hier den weiblichen Energien nicht entziehen.
Seit einigen Jahren spricht der Rembrand in seinen Meditationskursen vom Felsendom, der einen See beinhaltet, mit Kristall klarem Wasser, ... Umso neugieriger wurde ich.