Vollmond: 16.08.08 22:16 24°21' Wassermann (partielle Mondfinsternis) Der Vollmond geht dann über den ganzen Sonntag ...
Einen Tag, bzw. nur wenige Stunden vor dem Augustvollmond 08, an einem Samstag Nachmittag fuhr ich endlich los. Zum packen hatte ich mir erstaunlich viel Zeit gelassen, obwohl ich nicht viel mitnehmen wollte fand ich kein Ende. In den Sharan legte ich auf alten Weinkisten ein großes Brett und darauf eine Matratze, Kissen, Decke Schlafsack. Gepäck und Lebensmittel, der kleine Gaskocher mit den Kartuschen kamen unter das Brett. Erst gegen 16:00 ging es los.
Erste Station ... direkt neben der Autobahn A4, führt eine sehr alte Handelsstraße ... Abfahrt Friedewald ... Eigentlich nur durch den Wildzaun von der Autobahn getrennt steht das das alte Nadelöhr. Um 1590 ist dies errichtet worden.
Ein romantischer Ort an der Autobahn. An der Landstraße ist auch ein kleiner Parkplatz eingerichtet worden. Allerdings lenkt der laute Fahrzeugverkehr sehr ab. Dennoch hat dieser Ort eine ganz eigene Ausstrahlung. Es wird behauptet: wer durch diesen Stein hindurch kriecht, bleibt für ein Jahr gesund. Nun, ich bin dort schon der öfteren Hindurch gekrochen, auch dieses mal wieder mußte es sein. Wie man sehen kann, sind die Steine im "Nadelöhr" vom durchkriechen vieler Menschen, in den vielen Jahren, schon recht blank gerieben worden. Was es sonst noch mit dem Stein auf sich hat, steht auf der Tafel geschrieben. Die kleine Stehle in der die Münzen liegen, wurde erst 1747 hinzugefügt. Das gesammelte Geld kam/kommt? den Waisenkindern von Ahlsfeld zu gute.
Die Atmosphäre eine Ortes kann mit Fotos kaum transportiert werden. Noch dazu, wenn der Rembrand mit einer ausgeliehenen Kamera, das erste mal Fotos macht.
Von diesem Platz aus geht es über die Landstraße in einen dichten Fichtenwald. Mehr oder weniger in einem rechten Winkel zur Straße führt ein sehr gerader, langer Weg in ein Gebiet, in welchem einstmals ein Dorf stand, welches um 1300 aufgegeben wurde. Entlang des Weges stehen erstaunlich viele Birken, die bei den Förstern - wieso auch immer - sich keiner großen Beliebtheit erfreuen - so hab ich den Eindruck - die meisten Birken die ich in den hessischen Wäldern gesehen habe, liegen als gefälltes Holz am Boden. Auch gibt es Brombeersträucher, die zur Zeit mit sehr großen und süßen Brombeeren voll hängen. Sehr lecker ... gibt kaum einen besseren Weg mit der Schwingung eines Ortes Kontakt aufzunehmen, direkter geht es kaum. Als ich am Ziel ankomme, habe ich eine Überdosis Brombeeren in mir.
In den Siebziger Jahren hat man hier die Grundmauern einer alten Kapelle freigelegt. Die Stimmung dort ist schon sehr speziell.
Die Hamunduren, ein germanischer Volksstamm, die Vorfahren der Thüringer und Osthessen.
Solche Kapellen wurden gern auf ehemaligen Kultplätzen errichtet, um die "Alten" Götter zu verdrängen. Speziell der Herr Bonifazius hat sich dabei sehr hervorgetan. Gern ließ er alte Bäume auf den Kultplätzen fällen. Er soll angeblich sogar selber Hand angelegt haben. So verschwanden die alten Heiligtümer im freien. Das Wissen wurde dämonisiert und wer es weiter gab, wurde als Hexe oder Hexer hingerichtet, vornehmlich Frauen. Acht Millionen sollen in Europa durch die Kirche hingerichtet worden sein. Was Buchhalterisch nachgewiesen werden kann, Dunkelziffern ??? Es gab da noch keine "Überbevölkerung". Das alte "Wissen" ging fast völlig verloren, oder wurde in die Sagen- und Märchenwelt abgedrängt. Umdeutungen wurden vorgenommen, Rituale von der Kirche vereinnahmt. Von den Wurzeln getrennt. Andererseits konnten die Götter in Mythen, Sagen und Märchen überleben. Wo wissen fehlt, muß man mit Sagen vorlieb nehmen ... allerdings kann man die wiederum schnell als Märchen abtun.
Der Ort soll wegen einer Hungersnot aufgegeben worden sein.
Es ist dort sehr ruhig. Selbst die Autobahn ist dort sehr gedämpft.
Der Weg führt also von der Kapelle zu einer alten Eiche, der Hamunduseiche. Links am Weg der alte Brunnen, dessen Quell den nahegelegenen Teich mit Wasser versorgt. Es herrscht eine starke Wasserknappheit, der Teich ist eher ein Sumpf, verlandet.
Also Kapelle, Brunnen/Quelle, alter Baum, Teich ... das Einzigste was zu einem heiligen Ort noch fehlt ist eine Höhle. Wenn es die geben sollte, ich weiß zur Zeit nichts von ihr.
Der Brunnen erinnert mich an die Yoni-Darstellungen. Der Wasserzulauf ist trocken.
... so, nun endlich die alte Eiche. Sie beherrscht den Ort, ihr Feld ist sehr intensiv. Oft habe ich alte Eichen als knorzig und abweisend empfunden, das ist sie für mich nicht, ganz im Gegenteil. Sie ist sehr einladend, stark strömend. Der Platz um sie herum ist erstaunlich sauber. Da war für mich auf dieser Reise ein ziemliches Thema, diese Zivilisationsspuren. Bonbonpapierchen ohne Ende, glücklicherweise nicht mehr diese Cola-, Fanta-, Sprite- und Bierdosen, aber oft genug Glasscherben von Flaschen. An jeden Platz an dem ich kam ... Tüte genommen und erstmal ne Weile Müll gesammelt ... machen solche Aktionen die Pfadfinder und Schulen noch? ... egal, ich habs gemacht, es war für mein Auge einfach wichtig, ... Wie gesagt an der Eiche, relativ sauber und so war "ein sich darauf einlassen" für mich recht einfach. Ein sehr angenehmer Ort.
Zum Teich hin fand ich dann noch ein Baumtor. Wunderschön anzusehen. Die beiden Bäume hatten eine enorme Ähnlichkeit. Sich einfädeln und durch ein Baumtor zu gehen, kann in Folge vieles verändern. Baumtore sind Eingänge in andere Welten. Am Rande des Höllentals, welches sicherlich einmal Holletal hieß, kam ich durch eine Ortschaft, da bildeten zwei Uralte Linden den Eingang zum Friedhof. Ein sehr eigenartiges Baumtor. Leider vergaß ich es zu fotografieren.
Vom Teich aus habe ich die Eiche durch das Baumtor versucht zu Fotografieren, hatte aber leider keinen festen Halt und hab das Bild deshalb sehr verwackelt.
Wie gesagt ein wunderschöner und sehr friedlicher Ort. Sehr angenehm, gut zum Kraft sammeln.
Am Ende noch mal ein kleiner Plan von dieser Anlage.
So ... hab nun doch noch mal gegoogelt und bei Wiki einen recht guten Artikel gefunden zur "Harmundeseiche", bzw. zum "Nadelöhr", darüber hinaus zu "Schlupfaltären" und "Triumphbögen". Sinn und Funktion etc. http://de.wikipedia.org/wiki/Hammundeseiche
Danach ging es weiter ... die Landstraßen nach Norden ... Hessisch Lichtenau ...
die eine oder andere Straße verpaßt ... wieder umdrehen ... etc. genug Hinweisschilder? na ja ... es dämmerte schon ... ich war noch nicht an meinem Etappemziel da ging der Mond auf ... zwischen den Wolken, schon recht groß ... er kam schnell hoch und wurde proportional kleiner ... als ich endlich die Kamera fand, war er auf "normale" Größe geschrumpft und hatte eindeutig einen Schatten. Freihändig, ohne Stativ den Mond fotografieren ... das ist ne Sache für sich ... Rembrand als Fotoprofi
Nach einiger Kurverei fand ich sie dann endlich:
Zitat aus dem Fremdenführer: Südöstlich von Hessisch Lichtenau stehen im Dorf Hollstein drei Steine in einer Linie hintereinander. Sie heißen "die Hollensteine" oder "Frau Hollen-Steine". Der größte ist etwa fünf Meter hoch, der mittlere ragt etwa drei Meter in die Höhe. Es ist nicht bekannt, ob diese Steine einen alten Kultplatz für Frau Holle darstellten, möglich wäre auch dass sie auf die "Hollen" deuten. In Nordhessen wurden mit "Hollen" kleine Erdgeister bezeichnet, die in anderen Gebieten Wichtelmännchen genannt werden. Diese Hollen sollen der Frau Holle dienstbar gewesen sein. Einer alten Überlieferung nach sollen Frau Holle Steine in ihrem Schuh gedrückt haben, als sie einen großen Schritt vom Meißner weg machte. Sie schüttete sie hier aus.
Als ich ankam, war es dunkel ... schemenhaft zeigten sich die Felsen ... ich fühlte mich unerwünscht, störend ... daran änderte mein Stillsitzen am Wach-Holder-Busch auch nichts. Abweisend ... ganz klar ... okay ... anscheinend hatte ich zuviel Touristenenergie an mir ... so nicht ... ich bat darum noch einmal kommen zu dürfen und versprach Sonntagvormittag wieder zukommen und machte mich auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz ...
Im dunkeln auf Schlafplatzsuche ... nicht zu weit ab von der Ortschaft ... Nix mit grellen Straßenlaternenlicht ... keine Hauptstraßennähe ... auf dem Land hatten die Hormone, das Fahrverhalten der Jugendlichen voll im Griff ... dumpf wie brumpf ... es nervte etwas ... in der einen Ortschaft waren sämtliche Straßen aufgerissen, eine einzige Baustelle, die brauchten keine Geschwindigkeitsbegrenzungen, tatsächlich ... Feldrand ... Häuser und doch unauffälliges Parken möglich ... Essen und etwas still sitzen, in die Nacht reinhören ... Eine schreckliche Nacht ... nix mit Schlafen ... na gut, kaum geschlafen ... immer wieder Mondprogramm, bis nur noch die kleine Sichel zu sehen war ... Sonnen - und Mondfinsternisse wirken auf das kollektive Unbewußte, da ändern sich auf subtile Weise die Schwerpunkte der Aufmeksamkeiten ... trotzdem hatte ich Lust zu Schlafen und es ging nicht ... eine schwarze, langhaarige Katze schlich um den Sharan, wirkte sehr übermütig, wahrscheinlich noch jung, sie blieb ne ganze Weile in der Nähe ... es war ziemlich kalt ... das Thermometer zeigte 5° und das im August ... Früh am Morgen schnell raus aus dem Sharan in die Büsche war mein Ziel ... öffne die Tür, schon schreit der Bussard immer wieder, hab ihn wohl erschreckt, dann krähte dazu noch der Hahn ... was für eine nette Begrüßung ... kühl ... aber wunderschön ... So sah das gestern nicht aus, was für eine Überraschung. Pferde- und Kuhweide, wunderbares Wetter ... in dem Baum neben mir sammeln sich die Schwalben ... eine erstaunliche Unruhe ... sie sammeln sich schon ... tummeln sich, jagen sich, es ist ordentlich was los ... Zähne putzen, ne Flasche Wasser und erstmal spazieren gehen ... es ist schon gut so ... von den verschiedenen Koppeln im Tal wiehern sich die Pferde zu ... drei Kühe machen irgendeinen Unsinn in einem Wassergraben ...