Ich möchte das noch kurz erläutern:
man kann das oft beobachten, dass Menschen sich gegenseitig für etwas sehr bewundern, dass sie sich aber nicht oder nur sehr wenig lieben. Das wird spätestens dann offensichtlich, wenn eine Person die Eigenschaft verliert, für die sie bewundert wurde. Das Gleiche gilt auch für die erotische Anziehung und das Begehren. Aber auch für rauschhafte Zustände.
Erotische Anziehung, Bewunderung, Verliebtsein, Pflicht, Geliebtwerdenwollen, Rausch, Beziehung, geistiger Sympathie, Ich-Du-Verschmelzung, ... das alles kann sehr stark oder auch gar nicht vorhanden sein. Und es ist dann immer noch ein ganz anderes Phänomen, ob ein Mensch den anderen Menschen liebt.
Ich finde auch, dass die Liebe, die hier von mehreren beschrieben wurde, kein "reines" Ideal, sondern auch durchaus real in unserer Gesellschaft ist. Liebe kann auch in unterschiedlicher Stärke vorhandensein. Manche Menschen lieben gar nicht, manche Menschen lieben etwas, manche Menschen lieben sehr. Das kann sehr unterschiedlich sein.
Mein Eindruck ist, dass bei vielen Beziehungen aus dem anfänglichen Verliebtsein auch zumindest ein klein wenig "Liebe" weiterlebt, zumindest für eine gewisse Zeit. Wenn das Verliebtsein freilich nur Idealisierung war und nach der Idealisierung dann ein vollkommen anderer Mensch zu sehen ist, dann ist das nicht der Fall. Das ist sehr oft bei Jugendlichen, aber auch bei Menschen bis anfang der 30er Jahre der Fall - würde ich jetzt einfach mal ganz empirisch als "Trend" für die gegenwärtige Gesellschaft diagnostizieren. Es "kann" aber auch schon früher anders sein. Und nur deshalb, weil die Idealisierung geringer wird, da sich ein Mensch aufgrund seiner ERfahrungen eine realistischere Weltsicht erarbeitet, heißt dies natürlich noch nicht, dass deshalb automatisch vermehrt Liebe entsteht.
Wenn jedoch in einer Beziehung zumindest anfangs Liebe vorhanden ist, dann stellt sich immer die Frage, wie die Menschen damit umgehen. Viele wissen gar nicht, dass und wie sie lieben - scheint es mir. Und vor allem, haben sie ganz andere INTERESSEN. Sie interessiert vor allem, ob der andere sie liebt, ob er sie wertschätzt, dass sie Sex haben können, wo der nächste gemeinsame Urlaub stattfindet, ob und wieviele Kinder sie gemeinsam bekommen können etc. . Sie kümmern sich aber oft nicht darum, OB, DASS und WIE sie selbst LIEBEN. Das scheint einfach irgendwie gegeben zu sein - scheint es.
Und alle wundern sich und sind ein wenig ratlos, wenn die Liebe dann plötzlich weg ist oder eben nicht mehr ausreicht.
Ausreicht wofür? Da sind so viele Erwartungen an den anderen gewachsen, da sind Verletzungen in einem mit dem anderen verknüpft worden und jetzt erfüllt der andere diese Erwartungen nicht mehr so ganz und die Entäuschungserlebnisse werden ihm dann kausal als Verursacher zugeschrieben und das ist dann nur eine von einigen Verletzungen, die man anscheinend DURCH den anderen erlebt. Zugleich haben die Verletzungen, STreiterein, Enttäuschungen dazu geführt, dass sich die eigene Liebe, das Offensein, Lebendigsein zurückgezogen hat. Man ist ein wenig zickig, verkrampft, ein wenig unglücklich und unzufrieden. Und dann gibt es natürlich viele Wege. Viele verlieben sich zu einem solchen Zeitpunkt in einen neuen Helden/in eine neue Prinzessin. Dann stellt sich die Frage, ob sie einfach alle alten Träume auf den neuen projizieren können. Manchmal ist das der Fall, dann springt man einfach in die nächste Beziehung, bis das gleiche Phänomen wieder irgendwann auftritt. Manchmal erfüllt der neue Kandidat aber doch nicht alle Wünsche, vielleicht ist er nur aufregend, aber ihm fehlt die "Geborgenheitskomponente" ^^ und dann sehnt man sich nach dem alten Partner, weil diese Erwartungen und Gefühle noch mit diesem verknüpft sind. Und dann betrügt man nicht nur den alten mit dem neuen Partner, sondern macht man vielleicht auch den neuen Partner unglücklich, weil man wieder zum anderen zurückgeht.
.... und die Liebe ist dann sehr klein und die Verzweiflung sehr groß.
Das Spiel kann so lange gehen, bis man irgendwann eine "Vernunft-Beziehung" eingeht oder bis man irgendwann einfach "Singel" bleibt und auf den/die "Richtige(n) wartet oder eben wieder ein/e Prinz/essin auftraucht. Oder der Mensch wird aus diesem LEiden heraus vor "spirituelle" Fragen gestellt, die ihn auf einen Weg führen, Liebe zu leben.
Liebe Grüße
Energeia