Das Geheimnis des ansteckenden Lachens: Über das Phänomen der "Ahmung"
Kurzbeschreibung Klug, verständlich und spannend beschreibt Marylka Bender in zahlreichen Beispielen das Wechselspiel zwischen unserem Körper, unserer Psyche und unserer Umgebung und erklärt so nicht nur das "Geheimnis des ansteckenden Lachens".Wir lassen uns vom Lachen anderer Personen anstecken. Wir gähnen beim Anblick eines gähnenden Menschen, wir erheben unsere Stimme, wenn uns jemand anschreit. Wir fühlen mit, wenn jemand in unserer Umgebung weint und leidet. All diese Verhaltensweisen erscheinen uns völlig natürlich. Aber was ist es, was den Menschen zu solchen stereotypen Reaktionen zwingt? Wo bleibt seine Freiheit der Entscheidung und des Handelns? Warum ahmen wir unsere Umwelt unbewusst? Weil wir obwohl alle Individuen unentrinnbar in sie eingebunden und einem ununterbrochenen Austausch mit ihr unterworfen sind. Über den Autor Marylka Bender, 1909 als Tochter des Malers Stanislas Bender in Polen geboren, wuchs in München auf und studierte dort und in Paris Malerei.
Das Lächeln, so sagen die alten Griechen, stamme von den Göttern. Die Olympier brechen zweimal in „homerisches Gelächter“ aus: Einmal, als sie einen handfesten Ehekrach zwischen Zeus und Hera beobachten (in der „Ilias“) und einmal, als sie Ares und Aphrodite bei unsittlichem Treiben beobachten (in der „Odyssee“).
Später deutet Aristoteles folgerichtig das menschliche Lachen als ein Erbe eben dieser Götter. Dieses göttliche Erbe unterscheide den Menschen vom Tier und mache ihn damit einzigartig. Aber bereits in der christlichen Spätantike des 4. Jahrhunderts kehrt sich diese humorfreundliche Deutung um: Jesus Christus habe nie gelacht, so der größte Prediger der griechischen Kirche, Johannes Chrysostomus. Johannes Chrysostomus (345-407)
Diese These führt zu einer folgenschweren, feindlichen Haltung der christlichen Kirche gegenüber dem Lachen, die mindestens bis ins 14. Jahrhundert vorhält und auch heute noch ihre Spuren hinterlassen hat (z.B. die, dass in der Kirche Gelächter in der Regel als unangemessen empfunden wird).
Das Lachen töte die Furcht, so die gängige mittelalterliche Meinung. Und wenn es keine Furcht mehr gebe, werde es auch keinen Glauben geben. Wer lacht oder gar den Teufel auslacht, laufe Gefahr, den Teufel nicht mehr zu fürchten und schließlich mit ihm zu lachen. Aristoteles als Anwalt des Lachens wird im Mittelalter folgerichtig als ein Anwalt des Teufels gesehen.
Ehefrau zum Ehemann: "So kann's nicht weitergehen. Meine Mutter zahlt unsere Miete, meine Tante kauft uns die Kleidung und meine Schwester schenkt uns die Lebensmittel." Meint der Ehemann nachdenklich: "Du hast recht, Dein Bruder könnte eigentlich auch mal ein bißchen was beisteuern."
Lachen, lachen ist gesund. Könnt' ich auch noch einmal lachen Hell hervor aus Herzensgrund, Schallend, wie die Kinder schrachen, Unauslöschlich, wie das Heer Aller Götter im Homer!
Lachen, lachen ist gesund; Doch mich will der Ernst erdrücken. Nur ganz leise zuckt der Mund, Kaum ein Lächeln kann ihm glücken. Schnell verwischt ist Glanz und Licht, Und die Tiefe regt sich nicht.
Weise Männer, thut mir kund, Wie ich wieder lachen lerne. Denn das Lachen ist gesund, Und genesen möcht' ich gerne. Trüber Sinn thut nimmer gut, Sauertopf kocht schlimmes Blut.
Lachen, lachen ist gesund. Könnt' ich nur, ich wollte lachen, Ueberlaut, aus tiefem Grund, Wie es Sirachs Narren machen. Schafft die Weisheit Noth und Pein, Muß die Thorheit Helfer sein.
Könnt' ich nur zum Lehrer mir Einen rechten Lacher dingen: Sollt' es wohl, das glaub' ich schier, Mir am Ende selbst gelingen, Und wir lachten mich gesund. O, wer schließt den Lacherbund?