Zitat von Saraswati
Diese Übung entspricht, wenn ich mich nicht täusche,
dem großen himmlischen Kreislauf im taoistischen Yoga:
Es müßte der "kleine himmlische Kreislauf" sein. Hinten an der Rückseite des Körpers verläuft das Lenkergefäß paarig rechts und links neben der Wirbelsäule her. Vorne heißt der gleiche Kanal "Konzeptionsgefäß". Beide treffen sich oben im Scheitel und unten am Wurzelchakra.
Die Energie kann in beiden Richtungen gelenkt werden und üblicherweise wird das in der Sitzmeditation geübt. Das ist der sogenannte "Kleine Kreislauf", weil hier "nur" der Torso in Betracht genommen wird. (Saraswati, probier doch auch mal andersherum, wenn Du magst.)
Der "Große Kreislauf verläuft durch die Anfangspunkte der Nieren an den Fußsohlen zwischen Groß- und Kleinzeh-ballen. Wenn man etwas auf die Ballen gelehnt steht, denn steht man ziemlich genau auf Niere 1. Von dort aus entfaltet sich die Energie aufsteigend hinten in den Rücken hinein, so daß ebenfalls ein Kreislauf entsteht. Der geht dann auch über den Scheitel und dann an der Vorderseite des Körpers hinunter wieder bis in die Füße hinab, über den Lebermeridian. (Leber und Niere sind ja die Hauptorgane für die Entschlackung des Körpers und daher ist die Wirkung des Großen Kreislaufs auch etwas anders. Der große Kreislauf betrifft den ganzen aufrecht stehenden Menschen (TaiChi, ChiGong), während der Kleine Kreislauf zunächst den sitzend Meditierenden meint. Der kleine Kreislauf dient der Versammlung, der große der Bewegung - so könnte man es vielleicht auch sagen.)
jou, dat war es von meiner Seite aus.
Ein gutes Buch dazu ist "das Qi pflegen" von Stuart Olson. Da wird dat schööön erklärt.
Ach ja, und weil es um den Atem ging: es gibt im chi-nesischen Raum einen ganz anderen Zugang zu diesem Aspekt "Chi" als bei uns. Wir sind mit "Ich" unterwegs und die haben dort im Osten ihr Chi, das ist Ihr Inneres. Und dat hüten die da und kultivieren es. Ich bin immer völlig perplex wenn ich höre, daß es in der japanischen Sprache noch nicht einmal ein "Ich" gibt. Da kann sich der Einzelne also überhaupt nicht so mit etwas identifizieren wie wir. Sondern das Leben dient eher der Betrachtung und dem Arbeiten etc. Der Kultivierung eben. Leider leider daher aber auch nicht viel Mitgefühl mit den Kreaturen wie bei uns im christlichen Raum, denn wer kein Ich hat, der kann mit keinem anderen Ich mitfühlen. Aber das nur am Rande.
Also zurück zum Atem: "chi" kann man durchaus auch mit Atem übersetzen. Der Taoist würde sagen, daß er sein Chi im Körper bewegt, das heißt er macht genau das, was die Saraswati beschrieben hat. Er beobachtet das Kreisen des Chi in seinem Körper und um ihn herum. Der Atem wird eigentlich nicht beeinflußt, denn wenn der Atem einfach so unbeeinflußt fließt, dann nur findet diese Wahrnehmung des Chi, wie es auf- und absteigt, auch statt.
Es gibt noch eine Dritte Variante, die praktiziere ich selber. Ich habe auch lange den kleinen Kreislauf geübt, mittlerweile bin ich mit dem großen beschäftigt im TaiChi. Da ist es schon durchaus im Sitzen auch noch interessant, den kleinen Kreislauf immer wieder zu üben und die Feinheiten zu spüren. Aber vom Grundsatz her klappt das schon bei mir, ich kann auch die Richtungen wechseln, weil man das im TaiChi ganz gut lernt, wenn man etwas fortgeschrittener ist (Richtungen=Yin und Yang).
Ich selber arbeite also im Sitzen wirklich mit einer vollkommenden geraden Säule. Die ist aus weißem Licht, aber ganz solides Licht wie Gel, und die steht mitten in meinem Körper und geht mittenmang durch die Zentren aller meiner Chakren. Und auch in den Erdmittelpunkt und auch in das Chakra da oben, das ich nicht kenne, das aber zum Ausgleich für den Erdmittelpunkt da sein muß in dieser polaren Welt hier. Sonst würde uns nämlich der Himmel auf den Kopf fallen.
Wenn ich meine dicke fette weiße Säule aufgebaut habe, dann aktiviere ich nacheinander meine Chakren, indem ich einfach nur meine Aufmerksamkeit in diese Körperregion wach versenke. Und dann entsteht die Farbe, die ich dem Chakra zuordne mittlerweile von alleine und die steigt dann durch den gesamten Chakrenkanal nach oben und unten und durchflutet alles was da ist. Es ist ein Wahnsinn, voller dickem, feistem Rot zu sein. Oder nur strahlendes Blau. Das genieße ich, und das gibt mir einen tollen Atem und damit ein tolles Chi. Und zum Schluß kehre ich zurück zu meiner weißen Säule, schwinge mich dann noch einmal auf die einzelnen Chakren ein, lasse ihre Farben wie einen Regenbogen übereinandergetürmt in mir entstehen und dann lächele ich spätestens, denn dann ist es vorbei. Und dann bleibt eigentlich nur noch ein Silberfaden, der ist immer da und der gerät mir auch außerhalb der Meditation nicht so leicht aus dem Blick, denn da hängt der Atem dran. (Leben, Chi, Atem - alles das Gleiche.)