Gibt es Rezepte für Meditation? Gebrauchsanweisungen? Ja, unzählige.
Wäre ich nicht auf einen Yoga-Lehrer getroffen, der einfach zur Meditation eingeladen hätte - alle Bücher über Meditation hätten mich nur mutlos gemacht.
Einen bequemen aufrechten Sitz einnehmen und - die Stille zulassen. Beobachten, was passiert. Einfach so als Experiment. Die Parameter des Experimentes lassen sich später verändern, verfeinern.
Als Kind faszinierte mich folgende Beobachtung: Wenn es dunkel war und ich von erleuchteten Zimmer durchs Fenster nach draußen schauen wollte, sah ich nur das Spiegelbild meiner selbst und des Zimmers. Aber wenn ich das Licht ausschaltete, erkannte ich nach einem Moment der völligen Blindheit plötzlich, was auf der Straße vorging. Im Schein Straßenbeleuchtung nahm ich Fußgänger und Fahrzeuge wahr, die Häuser gegenüber, und wenn der Himmel klar war, reichte mein Blick bis zu den Sternen.
Und so kommt es mir auch vor, wenn ich das Licht im Gehirn ausschalte, wenn Stille sich ausbreiten darf.
Saraswati zitiert Steiner im Thread „Der Sinn des Schweigens“. In der Tat, was sich in der Stille offenbart, entzieht sich den Worten.
Ardhanar
Die Sprache ist ein unvollkommenes Werkzeug. Die Probleme des Lebens sprengen alle Formulierungen. (Antoine de Saint-Exupéry)
Hallo Ardhanar , danke für deinen Einstand im Forum
Zitat von ArdhanarUnd so kommt es mir auch vor, wenn ich das Licht im Gehirn ausschalte, ...
Dein Bild gefällt mir. Das Licht des Wachverstandes ausschalten, um für eine andere, weitere Sicht frei zu sein...
Auch mit dem Titel "Experiment Stille" kann ich was anfangen. Jetzt weniger, um Stille wissenschaftlich zu untersuchen, sondern im Sinne, sich auf die Stille vollkommen offen einzulassen. Sich in die Stille begeben, um zu erfahren, was darin sich offenbaren möchte...
Es mag ja etwas widersinnig erscheinen, über Stille zu reden. Schließlich ist die Stille vertrieben, wenn geredet wird. Ist es möglich, für Stille zu werben? Werbung hört sich schon ziemlich laut an. Ich finde Einladung besser, Einladung zur Stille.
Meine Geschichte könnte heißen: „Als ich die Stille wiederfand...“ Dabei blieb mir dieser Verlust über viele Jahre fast unbemerkt. Ich mußte sie irgendwann verloren haben, als ich erwachsen wurde .
Bis ich irgendwann einer Einladung zur Stille folgte. „Tag der Stille“ hieß das.
Von diesem Tag an begann ich zu entdecken, was ich schon längst in mir trug. Eine eigentümliche Mischung von Neugier und Vertrauen führte mich zu täglichen Meditationen, morgens, bevor alles um mich herum erwachte.
Gleichsam mit offenem Mund staunend begab ich mich auf einen Weg, der dem Strom der Welt allerdings entgegen führt.
Ardhanar
Die Sprache ist ein unvollkommenes Werkzeug. Die Probleme des Lebens sprengen alle Formulierungen. (Antoine de Saint-Exupéry)
die Amsel draußen auf dem Baum stört nicht die Stille, die Regentropfen gehören wohl auch zur Stille. Der Straßenlärm? Das Sprechen in der Stille ... und die Stille bleibt ... ist möglich?
Stille des Geistes... die mag vom Gesang der Amsel ungestört bleiben, vielleicht sogar vom Straßenlärm. Aber wenn sich das Telefon (am frühen Morgen!) meldet ist das wie ein Steinwurf auf die glatte Oberfläche des Sees, selbst wenn ich nicht abnehme.
Geräusche können die Stille des Geistes vertiefen, das Rauschen fallenden Regens z.B. Ich kann eine Meditation auch mit Summen oder dem wiederholenden Sprechen eines Mantras einleiten.
Der ewig plappernde Geist mag gern bei der Hand genommen werden wie ein aufgeregtes Kind. Die „klassische“ Art den „noise level“ des Geistes zu glätten wäre die Beobachtung des eigenen Atems.
Eine Unterhaltung aber bleibt unvereinbar mit Geistesstille, finde ich. Gemeinsames Schweigen dagegen ist eine wunderbare Übung der Stille, wenn es in Harmonie geschieht.
Ganz persönlich bin ich der Meinung, daß Yoga einen hervorragenden Einstieg in die Meditation bietet. Aber man kann auch über Meditation zum Yoga kommen .
Wichtig ist vor allen Dingen, daß ein Mensch den Anfang findet und sich nicht durch ein kompliziert erscheinendes System abschrecken läßt.
Ardhanar
Die Sprache ist ein unvollkommenes Werkzeug. Die Probleme des Lebens sprengen alle Formulierungen. (Antoine de Saint-Exupéry)
... der Anfang. Den Anfang finden ... etwas beginnen, es folgen die Anfangsschwierigkeiten. Wie konntest Du denn den Anfang machen. Gab es ein Initial für Dich?
Genauer ... will sagen ... auf einem -abend, -seminar, etc. gewesen zu sein, oder jemanden kennen gelernt zu haben, ist nicht gleichbedeutend, das sich jemand regelmäßig hinsetzt und sich in aller Einsamkeit der Stille nähert.
Zitat von Rembrandwill sagen ... auf einem -abend, -seminar, etc. gewesen zu sein, oder jemanden kennen gelernt zu haben, ist nicht gleichbedeutend, das sich jemand regelmäßig hinsetzt und sich in aller Einsamkeit der Stille nähert.
Oder doch. Wer auf der Suche ist nach Ganzheitlichkeit, spiritueller Lebenssinnerfahrung, Wesensberührung... der findet eines Tages seinen Weg. Dann geht es nur noch darum, weiter zu gehen.
In der stillen Bewegungslosigkeit fand ich ein Gefühl, einen Zustand wieder, der mir als Kind vertraut war: Selbstvergessenheit bei gleichzeitiger Wachheit, Wahrnehmung ohne Nach-denken.
Ich sah als Kind schon die Welt „anders“ als meine Gleichaltrigen. Als Kind bedeutete das eine Last, und bis weit in mein Leben als Erwachsener hinein konnte ich mit meiner „anderen Sicht der Welt“ nicht viel anfangen. Im Yoga erst konnte ich eine Ahnung entdecken dessen, was mich wirklich im Inneren bewegte. Und in der Stille der Meditation fand ich gleichsam das Licht für meinen „spirituellen Weg“, den ich heute „bewußt“ gehen kann.
Die von dir angedeuteten Anfangsschwierigkeiten sah und sehe ich als Begleiterscheinungen bzw. Herausforderungen, die mich in der Überzeugung „meinen Weg“ gefunden zu haben nicht irritierten.
Ardhanar
Die Sprache ist ein unvollkommenes Werkzeug. Die Probleme des Lebens sprengen alle Formulierungen. (Antoine de Saint-Exupéry)
In der stillen Bewegungslosigkeit fand ich ein Gefühl, einen Zustand wieder, der mir als Kind vertraut war: Selbstvergessenheit bei gleichzeitiger Wachheit, Wahrnehmung ohne Nach-denken.
...ich habe mal gehört, dass dieser *Zustand* wahre Aufmerksamkeit ist...
vielen Dank für Deine Beschreibung von Deinem "Eingang". Mit dieser Erfahrung ist natürlich eine ganz andere Kraft freigesetzt, um sich dem hinzugeben, als "nur" diszipliniert die bloße Form erfüllen und "still sitzen". Ganz, ganz schön formuliert, vielen Dank. Rembrand