und was die "wahre Aufmerksamkeit" betrifft, die dir vorschwebt, Gwendolina: Wahrscheinlich ist es die... ich möchte die Kindheit wirklich nicht idealisieren. Aber manches Wertvolle aus unserer frühen Zeit müssen wir als Erwachsene neu erwerben - wenn wir einsichtig werden.
Z. B. ganz bei einer Sache sein. Kinder können vollkommen „dabei“ sein, wenn sie etwas zum ersten Mal beobachten. Sie vergessen wohlmöglich vollkommen, ihre Beobachtung zu werten als gut oder schlecht oder sonstwas. „Anfängergeist“. Erinnerst du dich vielleicht als deine erste Schulstunde? An deine erste Unterrichtsstunde in Englisch? Und wenn ja, wie hast du dich dabei gefühlt? War es nicht eine Haltung voller Neugier und Erwartung? Nichts sollte dir entgehen.
Mir kommt folgendes Bild vor die Augen: Eine Schar kleiner Jungen spielt Fußball, auf irgendeinem Platz wo es niemanden stört. Denn dieses Spiel gefällt ihnen, und sie sind mit Leib und Seele dabei. Der Vater vom kleinen Moritz sitzt vor dem Fernseher und schaut sich ein Spiel zweier hochkarätiger Mannschaften an. Erfahren kommentiert er die Aktionen der Weltklassespieler, kritisch, denn schließlich hat er von seinem Sessel aus ja die Übersicht. Selbst zu spielen - dazu hat er längst keine Zeit mehr.
Man merkt, daß ich kein Fußballfan bin. Ich stehe auf der Seite der Kinder und ihrem - Anfängergeist.
Ardhanar
Die Sprache ist ein unvollkommenes Werkzeug. Die Probleme des Lebens sprengen alle Formulierungen. (Antoine de Saint-Exupéry)
Die Stille ist ein wundervolles Thema, in dieser unserer lauten Welt. Als Kind, wie auch heute tauche ich gern in eine für mich besondere Stille Welt ein - die der Bücher und Bilder. Wobei auch die Bilder der Erde und natürlich der in mir. Und das kann ich dann so gut, das man mich manchmal wecken muss(te). Und eben hatte ich ein Bild vor mir:
Die Stille in und mit mir, die sich langsam wie ein riesiger Ballon ausbreitet und alles umfängt, dann lasse ich alle anderen teilhaben an meiner Stille - Ruhe - Gelassenheit - Wie eine Welle dehnt sich der Ballon - die Zeit
Die Stille ist für mich kein Experiment mehr, sondern eine Tatsache. Da ich nur in Extremen leben kann, habe ich mir den Luxus geleistet, sie so vollkommen zu erforschen wie es mir möglich ist. Mit dem Resultat, ich bin in Wahrheit tot!
Immer wenn ich meinen Mitmenschen begegne, in ihrer aufgewühlten Alltagseuphorie, und sie mich fragen wie es mir geht, bin ich oft geneigt zu sagen, danke Tote leben länger...verkneife es mir dann doch meistens, nur bei einigen bin ich ehrlich. Und immer wenn ich was finde, wo ein anderer die Worte in Sätze fassen kann, bin ich froh, kein Einzeller zu sein. Froh, mich dann doch hin und wieder, wieder zu finden.
Hat der Mensch die Stille hergestellt, so wird er sein eignes Leben betrachten als ein ganz Fremdes, Er soll in jedem Augenblick, in dem er die Stille gewonnen hat, sich als Toten sehen, der er auch ist, und über sich urteilen. Das Wertlose aus seinem Leben muß er fortwerfen. Das wenige, was ihm erhaltbar scheint, soll er hinausnehmen aus dem Ganzen. So verzehrt er zuerst seine letzte Erscheinung. Ein Mensch, der nicht Hunger hat auf den Tod und das nächste Leben, ist nichts. Der eigne Körper muß verzehrt werden. Auch das eigne gewesene psychische Leben muß man verzehren. Damit beginnt das Leben. Man muß gewiß sein, daß viel von dem, den man so vernichtet hat, am nächsten Tag nicht mehr vorhanden ist. Im Urteil, in den Plänen, im Tun ist ein solcher Mensch anders am andren Tage, als ihn irgend jemand erwartet hat.
Immer wieder gewinnt ein Mensch einen Augenblick Stille um sich, Und er sieht einen seiner Gegner vor sich aufstehen. Er sieht ihn an als einen Toten. Wenn er selbst ein andrer wird, kann auch sein Gegner nicht derselbe bleiben. Als einen Fremden betrachtet er seinen toten Gegner, seinen bösen Widersacher, und versucht, dieses abgeschlossene Leben so zu führen, wie es ihm nur möglich ist. Die Sekunden sollen ihm zu Jahren werden. Da wird auch das Ich, das der Stille gestern von sich sterben ließ, ihm in der Gestalt des neuen Seins entgegenprallen, und sie kommen vor ihn beide, die gut Bekannten vor den unbekannten Richter. So hält der Stille zwei Leben vor sich und weiß nicht, in welchem von beiden er das Recht findet. Beide sind tot für ihn, und er versucht, aus ihrem Kampf das, was im wachsenden Leben stand, von dem zu scheiden, was aus alten Tierheiten aus dem alten Unveränderbaren kam. In einem dritten Augenblick der Stille wird ihm wieder ein andrer begegnen, und so hat er die kommenden Zeiten voller Begegnungen vor sich. Sie alle werden, wie er selbst, tot sein: Gewesene. Er wird nicht mehr verschweigen, wie er und jeder geflohen sind zum Trunk und sich an ihren engen Besitz gehalten haben, wie sie vorübergingen an einer ungeheuren weiten Welt, in der sie alles hätten mein nennen dürfen (wenn es auch keinen Sinn hatte), aber sie gingen an allen Vielheiten vorüber und suchen nun den Weg ins Freie.
Und wieder in der Stille wird sich so einer ein neues Leben bauen, nur um Erloschenes verlassen zu können. Bescheiden baut er. Nicht das Unmögliche suchend, sondern das Leichte, denn er wünscht mehr Stille als bisher zu schaffen. - Ernst Fuhrmann, Was die Erde will. Eine Biosophie.
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Hallo Anke-Isis und Alice im Wunderland, Om shanti
danke dir, Anke-Isis, für deinen lieben Gruß und das Bild der sich ballonartig sich ausbreitenden Stille.
Stille zulassen... und schauen, was passiert. Und da passiert in jedem Menschen etwas anderes. Sicher aber beginnt der in der Stille Meditierende sich selbst anders wahrzunehmen, oder überhaupt sich wahrzunehmen.
Schließlich wird uns doch aus allen Richtungen eingeredet, wir bräuchten irgend etwas, wenn wir uns entspannen wollen (Musik, TV, einen bequemen Sessel...), oder wenn wir die Welt kennenlernen wollen (Reisen, Filme wenigstens), oder wenn wir uns selbst kennenlernen wollen (Psychologiebücher, Lebenshilfeseminare). Es immer nur ein kleiner Schritt zum Glück, und dann noch einer und dann noch einer.
Wer sich der Stille hingibt, braucht eigentlich nichts.
Allerdings, liebe Alice, fühle ich mich ausgesprochen lebendig, wenn ich in Stille meditiere. Schließlich begleitet mich mein Atem, und zunächst schließe ich auch meine Aufmerksamkeit meinem Atem an. Und in meinem Kopf toben die Gedanken - und ich lasse es nachsichtig zu: sollen sie doch. Und wenn das Toben nichts nützt, versucht mein Gehirn mich mit Superideen aus der Stille zu locken.
Die Gedanken verhalten sich wie Kinder, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und sie geben schließlich auf und lassen mir meine Stille.
Ich möchte nicht den Eindruck vermitteln, daß meine Stille-Meditation das sein kann, was der wirkliche Yogi unter Meditation (Dhyana) versteht. Wer schon vom 8fachen Yogaweg gehört hat: Eher übe ich Pratyahara, Zurückziehen der Sinne, d.h. meine Sinnesorgane bleiben zwar aktiv, aber meine Beschäftigung mit ihren Signalen hört mehr oder weniger auf.
Keinesfalls komme ich mir tot vor. Vielleicht - durchlässig - für die feinen „Schwingungen“ der mich umgebenden Welt.
Ardhanar
Die Sprache ist ein unvollkommenes Werkzeug. Die Probleme des Lebens sprengen alle Formulierungen. (Antoine de Saint-Exupéry)
kann ein Mensch Stille auch - verschenken? Ich glaube ja.
Danke jedenfalls für deinen Gruß aus meiner Nähe, d.h. aus geographischer Nähe sicher, denn ich bin auch im Kohlenpott beheimatet, und in der Stille sind sich Menschen sowieso näher .
Ardhanar
Die Sprache ist ein unvollkommenes Werkzeug. Die Probleme des Lebens sprengen alle Formulierungen. (Antoine de Saint-Exupéry)
Mit meiner Frage war ich ziemlich offen. Ich finde, beide deiner Deutungen sind des Nachdenkens wert . Worte gehen oft über die Absicht einer Frage und/oder Antwort hinaus.
Ardhanar
Die Sprache ist ein unvollkommenes Werkzeug. Die Probleme des Lebens sprengen alle Formulierungen. (Antoine de Saint-Exupéry)