"Dhikr ist die tägliche Übung all derer, die dem WEG folgen. Es gibt viele Arten, dhikr zu praktizieren. Die Übung des Hu-Allah ist in vielen Derwish-Orden gebräuchlich.
Du magst dich wundern, warum es notwendig sein sollte dhikr zu üben. Das ist nicht leicht zu erklären. Zunächst ist es unerlässlich, die Bedeutung des dhikr auf verschiedenen Ebenen zu begreifen, dann wirst du von allein auf die Antwort kommen. Das vollständige dhikr, das alle Moslems sprechen heißt la illaha illa llah, das bedeutet <Es gibt keinen Gott außer Ihm (der Gott ist)>. Das will sagen: Wenn wir unsere isolierte Existenz verneint und die ewig lebendige Gegenwart Gottes bejaht haben, so bleibt noch eine weitere Wirklichkeit, jenseits des Jenseits.
Wir kümmern uns nicht um Religionen und Formen. Für uns ist nur der Sinn von Bedeutung, der innere Strom der Wahrheit, der allen Religionen zu Grunde liegt. Unser Weg ist nicht für jene, die bei der Form stehen bleiben. Es ist der Weg derer, die geradewegs zur Essenz, zum Wesen wollen."
(aus: Ich ging den Weg des Derwisch von Reshad Feild)
"Es gibt viele Weisen das dhikr auszuführen, und der Lehrer muss herausfinden, welche Ebene der Schüler erreicht hat, damit er ihm die richtige Art des dhikr geben kann. Man darf ihm die Form nicht nehmen, wenn der Schüler noch der Form bedarf. Die Regel lautet: Ist der Schüler noch nicht reif die Form hinter sich zu lassen, so gib ihm eine Übung." Lachend lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.
(aus: Ich ging den Weg des Derwisch von Reshad Feild)
"Aber es ist unbedingt erforderlich, dass du lernst, was dhikr ist", fuhr er fort,"denn zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt man nur dann, wenn man sich ständig im Zustand des Sich-Besinnens, der Wachheit befindet. Ich kann dich nur aus meiner eigenen Erfahrung heraus lehren, ich werde dich also in der Erinnerung Gottes durch das dhikr unterweisen. Andre Traditionen haben natürlich andere Methoden des Erinnerns- beim christlichen Glauben besteht sie etwa in der beständigen Wiederholung der Formel 'Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner!'
Doch man darf die verschiedenen Wege nicht vergleichen oder gar annehmen, einer sei dem anderen überlegen. Denn ein solches Urteil verursacht nur Trennung und Zwietracht. Wichtig ist allein, in welcher Haltung das Erinnern vollzogen wird. Ist es nur im Kopf, so hat es keinerlei Folgen. Erst dann, wenn das dhikr im Herzen geschieht, werden deine Gebete Antwort finden."
"Du magst dich fragen, warum ich dich als Europäer anweise, das dhikr auf arabisch zu vollziehen. Das hat seinen Grund im Klang. Unter den lebenden Sprachen kommt Arabisch dem alten Aramäisch, der Wurzel des Hebräischen wie des Arabischen, am nächsten. Seine Laute haben Eigenschaften, die sich nicht in andre Sprachen übertragen lassen."
"Fürs erste musst du die Form des dhikr üben, die du heute gelernt hast. Du sollst jeden Tag über die Bedutung seiner Worte meditieren. Die vollständige Form <la illaha illa llah hu> bedeutet: <Nein, es gibt keinen Gott außer ihm (der Gott ist).> Du beginnst mit einer Absage, die alles verneint, so dass nur noch ER da ist. Das heißt, du gibst deinen kleinen Eigenwillen zugunsten des größeren, des Willens Gottes, auf. Wenn du das getan hast, bezeugst du Seinen Namen mit dem Ruf <Allah>. Und dann, wenn du ganz stillhälst und dich leer machst, hörst du vielleicht Seine Antwort:<Hu>- <Ich bin, der Ich bin>. Das ist die Antwort von jenseits des Jenseits, der Klang des Überströmens der Göttlichen Essenz, jenseits aller Eigenschaften."
"Morgen früh wirst du anfangen. Zuerst musst du über die Bedeutung der Worte meditieren, dann das volle dhikr, <la illaha illa llah hu> dreiunddreißig mal ausführen; und dann lässt du das dhikr des <Hu-Allah> folgen, das der alte Mann dir beigebracht hat - solange du es durchhälst, ohne die Sammlung in deinem Herzen zu verlieren."