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Sphäre der Meditation

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Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 770 mal aufgerufen
 Buchempfehlungen
Saraswati Offline




Beiträge: 4.871

22.04.2010 09:51
#1 RE: Rosenkreuzer Zitat · Antworten

Zitat von Astroharry
Bei der Gelegenheit eine ähnliche Geschichte, die aber m.E. als Allegorie angelegt wurde.
Das Grüne Gesicht von Gustav Meyrink
Eine Liebesgeschichte, die Meyrinks mystisches Erwachen in eine andere Welt schildert. Wurde von E.Haich empfohlen. Sie zitiert ihn als Erleuchteten.


Habe das Buch nun endlich gelesen. Ein düsterer Roman,
der uA sehr die Gefahren magischer Verlockungen
und die Abgründe des inneren Wegs miterleben lässt.

(Es geht hier nicht um Rosenkreuzer, sondern um jüdische Kabbalisten,
aber es zeigt sich mal wieder, dass es aufs Selbe hinausläuft...)

Man merkt allerdings, dass diese Buch vor fast 100 Jahren geschrieben wurde,
nicht nur wegen der Sprachverwendung und Kulisse, sondern auch wegen dem beschreibenden Umgang
mit einem schwarzafrikanischen Zulumagier, der durchweg als furchtbares Monster charakterisiert wird.


Hab das Buch mit Bleistift gelesen,
weil mich einige Passagen begeistert haben,
die ich wiederfinden, und manche
mit euch teilen möchte:

Saraswati

Saraswati Offline




Beiträge: 4.871

22.04.2010 10:01
#2 RE: Rosenkreuzer Zitat · Antworten

Ziemlich am Anfang schon geht es um Synchronizität:

"Zieht sich durch jedes Menschenleben ein roter Faden merkwürdiger Zufälle, oder bin ich der einzige, dem derartige Zufälle passieren? Greifen die Ringe der Geschehnisse vielleicht erst dann ineinander und bilden eine Kette, wenn man ihre Zusammenhänge nicht dadurch stört, dass man sich Pläne schafft, denen man tölpelhaft nachjagt und infolgedessen das Schicksal in einzelne Stücke reißt, die sonst ein fortlaufendes, wundersam gewebtes Band gebildet hätten?"

oder über die Gesetzmäßigkeiten im menschlichen Leben:

"Eine Kugel kann nur rollen, ein Würfel nur kollern, warum sollte ein Lebewesen mit seinem tausendfach komplizierteren Dasein nicht mit ebenso gesetzmäßigen, aber tausendfach komplizierteren Erlebnisvorausbestimmungen vor eine Deichsel gespannt sein!"

Saraswati

Saraswati Offline




Beiträge: 4.871

22.04.2010 10:35
#3 RE: Rosenkreuzer Zitat · Antworten

Einige interessante Passagen, die ich angestrichen habe, gebe ich hier nicht wieder, weil sie den Zusammenhang des Romans erfordern, um sinnvoll gelesen werden zu können. Aber es tauchen immer wieder Beobachtungen und Weisheiten auf, die man einfach so bedenken kann. Bei Bedarf extra Threads dazu öffnen.

So zum Beispiel über Mantras:

Jedem Namen nun liegt eine geheime Kraft inne, und wenn wir diesen Namen mit geschlossenen Lippen in unser Herz hineinsprechen, unablässig, bis er für Tag und Nacht beständig unser Wesen erfüllt, so ziehen wir die geistige Kraft in unser Blut hinein, das, in den Adern kreisend, mit der Zeit unseren Körper verändert.


Gebote halten:

"Das Gebote einhalten allein, selbst das allerehrlichste, genügt nicht, um das innere Wachstum zu fördern, denn es ist nur die äußere Form. Oft ist das Gebotebrechen das wärmere Treibhaus. Aber wir halten die Gebote, wenn wir sie brechen sollten, und brechen sie, wenn wir sie halten sollten. Weil ein Heiliger nur gute Taten vollbringt, so wähnen sie, sie könnten durch gute Taten Heilige werden. So gehen sie den Pfad eines falschen Gottesglaubens entlang hinab in den Abgrund und glauben, sie wären Gerechte."

über Weltuntergang:

"Einen Weltuntergang zu prophezeihen ist eine undankbare Sache; er ist zu oft im Laufe der Jahrhunderte vorausgesagt worden, als dass die Glaubwürdigkeit nicht darunter gelitten hätte. Trotzdem glaube ich, behält diesmal derjenige recht, der das Kommen eines solchen Ereignisses zu fühlen behauptet. Es braucht ja nicht gleich die Vernichtung der Erde zu sein, - der Untergang einer alten Weltanschauung ist auch ein Weltuntergang."


Selbstklärung:

"Und siehst du, dieses systematische Ausjäten von Unkraut in mir nenne ich die Gründung eines neuen Staates."

"Aus Rücksicht für die bestehenden Systeme und aus Taktgefühl gegenüber meinen Mitmenschen, denen ich, Gott sei vor, meine Ansichten über innere Wahrhaftigkeit und unbewusste Verlogenheit nicht aufdrängen möchte, habe ich mich von vorneherein darauf beschränkt in meinem Staat [...] nur einen einzigen Untertan aufzunehmen, nämlich mich selbst. Ebenso bin ich der einzige Missionar meines Glaubens. Übertrittlinge brauche ich nicht."

"Nicht einmal Jesus hat sich unterfangen zu organisieren, er hat ein Vorbild gegeben. [...] Organisieren darf nur die Natur oder der Weltgeist. - mein Staat soll ewig sein; er braucht keine Organisation. Wenn er eine hätte, würde er sein Ziel verfehlen."

Saraswati

Saraswati Offline




Beiträge: 4.871

22.04.2010 10:45
#4 RE: Rosenkreuzer Zitat · Antworten

"Das Reich der wahren Ursachen ist verborgen. Wenn es uns gelingt, bis dorthin durchzudringen, werden wir zaubern können."

"Wertvoll ist nicht die Erfindung, sondern das Erfindenkönnen."

"Keiner, der sich selbst erkannt, kann sich mehr auf das Gebiet verirren, in das er nicht gehört."

"Die Starken haben keine Religion mehr nötig; sie gehen frei und ohne Stock. Diejenigen, die nur an Essen und Trinken glauben, brauchen ebenfalls keine Religion; sie haben sie noch nicht nötig. - Sie bedürfen keines Stockes, denn sie gehen nicht, sie bleiben stehen."

"Wer richtig sucht, der kann nicht angelogen werden. Es gibt keine Lüge, in der nicht die Wahrheit stäke."

"Es ist wie ein Sterben, das nur das Innere betrifft und den Körper verschont."

"Ich kann mir auch nichts mehr ausgrübeln, wie früher. Entweder es fällt mir was ein, oder es fällt mir nix ein."

"Lies die Geschichte der Visionäre und Sektierer und du wirst erkennen, dass der Pfad der Beherrschung, den du wandelst, mit Totenschädeln bedeckt ist. Die Menschheit hat sich unbewusst eine Mauer dagegen errichtet- den Materialismus. Diese Mauer ist ein unfehlbarer Schutz, sie ist Sinnbild des Körpers, aber sie ist zugleich auch eine Kerkermauer, die den Ausblick hemmt."

Saraswati

Philippe Offline




Beiträge: 18

26.04.2010 12:53
#5 gustav meyrink Zitat · Antworten

gustav meyrink
seit vielen jahren mein lieblingsautor

seine wichtigsten werke sind hier gratis zu haben
auch in der ausdruckbaren version
viel spass

http://gutenberg.spiegel.de/index.php?id...achname=Meyrink

philippe

Sterndeuter Offline



Beiträge: 2.583

27.04.2010 15:32
#6 RE: gustav meyrink Zitat · Antworten

Mich hat das "umstellen der Lichter" nachhaltig beeindruckt. Rätselhaft ...
Was hat es damit auf sich?
Umstellen des Kopflichts(Ego) zum Herzlicht(Selbst)!
Sehr interessant, wie das beschrieben wurde ...

Gruß Harry

Saraswati Offline




Beiträge: 4.871

28.04.2010 09:09
#7 RE: gustav meyrink Zitat · Antworten

Zitat von Astroharry
Mich hat das "umstellen der Lichter" nachhaltig beeindruckt. Rätselhaft ...
Was hat es damit auf sich?
Umstellen des Kopflichts(Ego) zum Herzlicht(Selbst)!
Sehr interessant, wie das beschrieben wurde ...


Ja, das scheint auch die Schlüsselaussage in diesem Roman zu sein.
Hat mich auch tief beeindruckt und berührt.
Vielleicht schreibe ich die Passage raus, in der das beschrieben wird,
damit wir hier mit gemeinsamer Textgrundlage drüber reden können.
Habe aber gerade wenig Zeit dafür... also vielleicht ein andermal.

Saraswati

Sterndeuter Offline



Beiträge: 2.583

07.05.2010 14:07
#8 RE: gustav meyrink Zitat · Antworten

Auszug aus: Das Grüne Gesicht von Gustav Meyrink

Zitat von ... Umstellen der Lichter ...

"In der Gemeinde hat mer gelacht ibber mir und wenn sie von mir gesprochen haben, hat's immer geheißen: Eidotter? Eidotter is ä Nebbochant; er läuft ohne Verstand herüm. – Sie haben nicht gewußt, daß mich Elias unterweist in dem doppelten Gesetz, das Moses dem Josua überliefert hat von Mund zu Ohr", – ein Glanz von Verklärung belebte seine Züge – "und daß Er die zwei verhüllenden Lichter der Makifim in mir umgestellt hat. – Dann war ä Judenverfolgung in Odessa. Ich hab' mein Kopf hingehalten, aber es hat die Berurje getroffen, daß ihr Blut is über den Boden hingeflossen, wie sie hat wollen die Kinderlich beschützen, als eins nach dem andern is erschlagen worden." –
"Ribke, meine älteste Tochter, die hat geschrien zu mir um Hilfe, wie sie sich haben ibber ihr gestürzt, aber mer hat mich festgehalten. – Dann haben Sie mei Kind mit Petroleum begossen – und angezündt."
Eidotter schwieg, blickte sinnend an seinem Kaftan herunter und zupfte kleine Fältchen aus den zerschlissenen Nähten. Er schien vollkommen bei Sinnen zu sein und trotzdem keinen Schmerz zu empfinden, denn nach einer Weile fuhr er mit klarer Stimme fort: "Wie ich dann später hab' wieder wollen Kabbala studieren, hab' ich nicht mehr können, denn die Lichter der Makifim waren in mir umgestellt."
"Wie meinen Sie das?" fragte Sephardi bebend. "Hat das furchtbare Leid Ihren Geist umnachtet?"
"Das Leid nicht. Und auch bin ich nicht umnachtet. Es is so, wie man sagt von die Ägypter, daß sie haben än Trank gehabt, der wo vergessen macht. – Wie hätt ich's denn sonst überleben können! – Ich hab' damals lang nicht gewußt, wer ich bin, und wie ich's dann doch wieder gewußt hab', hat mir gefehlt, was der Mensch zum Weinen braucht, aber auch so manches, was mer zum Denken braucht. – Die Makifim sind umgestellt. – Von da an hab' ich, ich möchte' sagen: das Herz im Kopf und das Gehirn in der Brust. Besonders manchmal."
"Können Sie mir das näher erklären?" fragte Sephardi leise. "Aber bitte, nur wenn Sie es gerne tun. Ich möchte nicht, daß Sie glauben, ich forschte aus Neugier."
Eidotter faßte ihn am Ärmel. "Schauen Sie, Herr Doktor, wenn ich jetzt in das Tuch zwick, haben Sie doch kan Schmerz? – Ob's dem Ärmel weh tut, wer kann wissen? – So is es bei mir. Ich seh, es is einmal was geschehen, was eigentlich hätt schmerzen müssen; ich weiß es genau, aber ich spür's nicht. Weil mein Gefühl im Kopf is. – Ich kann aber auch nicht mehr zweifeln, wenn mir jemand irgendwas sagt, so wie ich's in meiner Jugend in Odessa noch gekonnt hab'. Ich muß es glauben, weil mein Denken jetzt im Herzen is. – Ich kann mir auch nichts mehr ausgrübeln wie früher. Entweder es fallt mir was ein, oder es fallt mir nix ein; fallt mir was ein, dann is es auch in Wirklichkeit so, und ich erleb's so deutlich, daß ich nicht unterscheiden könnt': War ich dabei oder nicht? Deshalb probier' ich's gar nicht erst, drieber nachzudenken."
Sephardi begriff jetzt halb und halb, wie es zu dem Geständnis vor Gericht gekommen war.
"Und Ihre tägliche Beschäftigung? Wie sind Sie imstande, ihr nachzugehen?"
Eidottter deutete wieder auf den Ärmel. – "Das Kleid schützt Sie vor der Näss', wenn's regnet, und vor der Hitz', wenn die Sonn' scheint. Ob Sie sich darum sorgen oder nicht: – Das Kleid macht's von selber. – Mein Körper kümmert sich um das Geschäft, nur weiß ich nichts mehr davon wie früher. Hat doch schon Rabbi Simon ben Eleasar gesagt: 'Hast du je einen Vogel ein Handwerk treiben gesehen? – und doch ernährt er sich ohne Müh' – und ich sollt mich nicht ohne Müh' ernähren?" – – Natürlich, wenn die Makifim nicht in mir umgestellt wären, könnt' ich mein Körper nicht allein lassen und wär' an ihn angenagelt."

...

Zu was für än Zweck Er die Lichter in mir umgestellt hat, das habe ich später gewußt, als meine Familie is geschlachtet geworden. – Auf was herauf' Berurje geglaubt hat, daß er Chidher Grün heißt, wollen Sie wissen, Herr Dokter? – Sie behauptet, er hätt's ihr gesagt."
"Ist er Ihnen später nie mehr begegnet? Sie erwähnten doch, er hätte Sie in der Mercaba unterrichtet", – fragte Sephardi – "ich meine damit: in dem geheimen zweiten Gesetz Mosis?"
"Begegnet?" wiederholte Eidotter und strich sich über die Stirn, als müsse er sich erst langsam klarwerden, was man von ihm wolle. "Begegnet? – Wo er einmal bei mir war, wie hätt' er denn wieder fortgehen sollen? Er is doch immer bei mir."
"Und Sie sehen ihn beständig?"
"Ich seh' ihn überhaupt nicht."
"Aber Sie sagen, er sei immerwährend bei Ihnen. – Wie soll ich das verstehen?"
Eidotter zuckte die Achseln. "Mit dem Verstand läßt sich das nicht begreifen, Herr Dokter."
"Können Sie es mir nicht an einem Beispiel erklären? Redet Elias zu Ihnen, wenn er Sie unterweist, oder wie ist das?"
Eidotter lächelte. – "Wenn Sie sich freuen, ist da die Freude bei Ihnen? Ja. Natierlich. Aber Sie können die Freude doch nicht anschauen und nicht hören. – So ist es."

...


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