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Sphäre der Meditation

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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 612 mal aufgerufen
 der innere Weg
Rembrand Offline



Beiträge: 14.022

23.12.2008 10:46
Das Paket des ... Weihnachtsgeschichte Zitat · Antworten


Das Paket des lieben Gottes
von Berthold Brecht


Nehmt eure Stühle und eure Teegläser mit hier hinter an den Ofen und
vergesst den Rum nicht. Es ist gut, es warm zu haben, wenn man von der
Kälte erzählt.
Manche Leute, vor allem eine gewisse Sorte Männer, die etwas gegen
Sentimentalität hat, haben eine starke Aversion gegen Weihnachten. Aber
zumindest ein Weihnachten in meinem Leben ist bei mir wirklich in bester
Erinnerung. Das war der Weihnachtsabend 1908 in Chicago.
Ich war anfangs November nach Chicago gekommen, und man sagte mir sofort,
als ich mich nach der allgemeinen Lage erkundigte, es würde der härteste
Winter werden, den diese ohnehin genügend unangenehme Stadt zustande
bringen könnte. Als ich fragte, wie es mit den Chancen für einen
Kesselschmied stünde, sagte man mir, Kesselschmiede hätten keine Chance,
und als ich eine halbwegs mögliche Schlafstelle suchte, war alles zu teuer
für mich. Und das erfuhren in diesem Winter 1908 viele in Chicago, aus
allen Berufen.
Und der Wind wehte scheußlich vom Michigan-See herüber durch den ganzen
Dezember, und gegen Ende des Monats schlossen auch noch eine Reihe großer
Fleischpackereien ihren Betrieb und warfen eine ganze Flut von
Arbeitslosen auf die kalten Straßen.
Wir trabten die ganzen Tage durch sämtliche Stadtviertel und suchten
verzweifelt nach etwas Arbeit und waren froh, wenn wir am Abend in einem
winzigen, mit erschöpften Leuten angefüllten Lokal im Schlachthofviertel
unterkommen konnten. Dort hatten wir es wenigstens warm und konnten ruhig
sitzen. Und wir saßen, so lange es irgend ging, mit einem Glas Whisky, und
über Tag sparten wir alles auf dieses eine Glas Whisky hin, in das noch
Wärme, Lärm und Kameraden mit einbegriffen waren, all das, was es an
Hoffnung für uns noch gab.
Dort saßen wir auch am Weihnachtsabend dieses Jahres, und das Lokal war
noch überfüllter als gewöhnlich und der Whisky noch wässriger und das
Publikum noch verzweifelter. Es ist einleuchtend, dass weder das Publikum
noch der Wirt in Feststimmung geraten, wenn das ganze Problem der Gäste
darin besteht, mit einem Glas eine ganze Nacht auszureichen, und das ganze
Problem des Wirtes, diejenigen hinauszubringen, die leere Gläser vor sich
stehen hatten.
Aber gegen zehn Uhr kamen zwei, drei Burschen herein, die, der Teufel
mochte wissen woher, ein paar Dollars in der Tasche hatten, und die luden,
weil es doch eben Weihnachten war und Sentimentalität in der Luft lag, das
ganze Publikum ein, ein paar Extragläser zu leeren. Fünf Minuten darauf
war das ganze Lokal nicht wiederzuerkennen.
Alle holten sich frischen Whisky (und passten nun ungeheuer genau darauf
auf, dass ganz korrekt eingeschenkt wurde), die Tische wurden
zusammengerückt, und ein verfroren aussehendes Mädchen wurde gebeten,
einen Cakewalk zu tanzen, wobei sämtliche Festteilnehmer mit den Händen
den Takt klatschten. Aber was soll ich sagen, der Teufel mochte seine
schwarze Hand im Spiel haben, es kam keine reche Stimmung auf.
Ja, geradezu von Anfang an nahm die Veranstaltung einen direkt bösartigen
Charakter an. ich denke, es war der Zwang, sich beschenken lassen zu
müssen, der alle so aufreizte. Die Spender dieser Weihnachtsstimmung
wurden nicht mit freundlichen Augen betrachtet. Schon nach den ersten
Gläsern des gestifteten Whiskys wurde der Plan gefasst, eine regelrechte
Weihnachtsbescherung, sozusagen ein Unternehmen größeren Stils,
vorzunehmen.
Da ein Überfluss an Geschenkartikeln nicht vorhanden war, wollte man sich
weniger an direkt wertvolle und mehr an solche Geschenke halten, die für
die zu Beschenkenden passend waren und vielleicht sogar einen tieferen
Sinn ergaben.
So schenkten wir dem Wirt einen Kübel mit schmutzigem Schneewasser von
draußen, wo es davon gerade genug gab, damit er mit seinem alten Whisky
noch ins neue Jahr hinein ausreichte. Dem Kellner schenkten wir eine alte,
aufgebrochene Konservenbüchse, damit er wenigstens ein anständiges
Servicestück hätte, und einem zum Lokal gehörigen Mädchen ein schartiges
Taschenmesser, damit es wenigstens die Schicht Puder vom vergangenen Jahr
abkratzen könnte.
Alle diese Geschenke wurden von den Anwesenden, vielleicht nur die
Beschenkten ausgenommen, mit herausforderndem Beifall bedacht. Und dann
kam der Hauptspaß.
Es war nämlich unter uns ein Mann, der musste einen schwachen Punkt haben.
Er saß jeden Abend da, und Leute, die sich auf dergleichen verstanden,
glaubten mit Sicherheit behaupten zu können, dass er, so gleichgültig er
sich auch geben mochte, eine gewisse, unüberwindliche Scheu vor allem, was
mit der Polizei zusammenhing, haben musste. Aber jeder Mensch konnte
sehen, dass er in keiner guten Haut steckte.
Für diesen Mann dachten wir uns etwas ganz Besonderes aus. Aus einem alten
Adressbuch rissen wir mit Erlaubnis des Wirtes drei Seiten aus, auf denen
lauter Polizeiwachen standen, schlugen sie sorgfältig in eine Zeitung und
überreichten das Paket unserm Mann.
Es trat eine große Stille ein, als wir es überreichten. Der Mann nahm
zögernd das Paket in die Hand und sah uns mit einem etwas kalkigen Lächeln
von unten herauf an. Ich merkte, wie er mit den Fingern das Paket
anfühlte, um schon vor dem Öffnen festzustellen, was darin sein könnte.
Aber dann machte er es rasch auf.
Und nun geschah etwas sehr merkwürdiges. Der Man nestelte eben an der
Schnur, mit der das Geschenk verschnürt war, als sein Blick, scheinbar
abwesend, auf das Zeitungsblatt fiel, in das die interessanten
Adressbuchblätter geschlagen waren. Aber da war sein Blick schon nicht
mehr abwesend. Sein ganzer dünner Körper (er war sehr lang) krümmte sich
sozusagen um das Zeitungsblatt zusammen, er bückte sein Gesicht tief
darauf herunter und las. Niemals, weder vor- noch nachher, habe ich je
einen Menschen so lesen sehen. Er verschlang das, was er las, einfach. Und
dann schaute er auf. Und wieder hatte ich niemals, weder vor- noch
nachher, einen Mann so strahlend schauen sehen wir diesen Mann.
„Da lese ich eben in der Zeitung,“ sagte er mit einer verrosteten mühsam
ruhigen Stimme, die in lächerlichem Gegensatz zu seinem strahlenden
Gesicht stand, „dass die ganze Sache einfach schon lang aufgeklärt ist.
Jedermann in Ohio weiß, dass ich mit der ganzen Sache nicht das Geringste
zu tun hatte." Und dann lachte er.
Und wir alle, die erstaunt dabei standen und etwas ganz anderes erwartet
hatten und fast nur begriffen, dass der Mann unter irgendeiner
Beschuldigung gestanden und inzwischen, wie er eben aus dem Zeitungsblatt
erfahren hatte, rehabilitiert worden war, fingen plötzlich an, aus vollem
Halse und fast aus dem Herzen mitzulachen, und dadurch kam ein großer
Schwung in unsere Veranstaltung, die gewisse Bitterkeit war überhaupt
vergessen, und es wurde ein ausgezeichnetes Weihnachten, das bis zum
morgen dauerte und alle befriedigte.
Und bei dieser allgemeinen Befriedigung spielte es natürlich gar keine
Rolle mehr, dass dieses Zeitungsblatt nicht wir ausgesucht hatten, sondern
Gott.

Anke ( gelöscht )
Beiträge:

23.12.2008 10:58
#2 RE: Das Paket des ... Weihnachtsgeschichte Zitat · Antworten


Danke lieber Rembrand

für diese wundervolle Geschichte........

So war auch heut der Weihnachtsmann schon da........

alice im wunderland Offline




Beiträge: 603

23.12.2008 22:44
#3 RE: Das Paket des ... Weihnachtsgeschichte Zitat · Antworten

Na dann nehme ich mal den Thread,
um allen eine Frohe Weihnacht zu wünschen und Freude am Licht,
am eigenen und an dem Fremden.
liebe grüße Lilly


http://www.youtube.com/watch?v=P_NpxTWbo...re=channel_page


Ein Fichtenbaum steht einsam
Heinrich Heine


Ein Fichtenbaum steht einsam
Im Norden auf kahler Höh'.
Ihn schläfert; mit weißer Decke
Umhüllen ihn Eis und Schnee.

Er träumt von einer Palme,
Die, fern im Morgenland,
Einsam und schweigend trauert
Auf brennender Felsenwand.

*************************************************************
Remember yourself always and everywhere

Amalia Offline



Beiträge: 501

24.12.2008 09:11
#4 RE: Das Paket des ... Weihnachtsgeschichte Zitat · Antworten

wünsche allen Freunden eine Frohe Weihnacht...


Palme....


Inmitten von Rusafa sah ich eine Palme
Soweit im Westen fern vom Palmenland!
Ich sprach, du gleichst mir abgetrennt im Okzident
Von allen Freunden, von den Söhnen meines Hauses
Du wächst in einer Erde, wo du Fremdling bist
Gleich mir am Ende dieser Welt, gleich mir so fern.

Ibn Arabi




Ali

“Sustain that consummation of visionary experience
and pleasure
And on the wings of perfect creativity you cross
to the other side;
Running and jumping in the meadow
of visionary appearances,
You fly into the sky matrix and vanish.”

Yeshe Tsogyel -Lady of the Lotus-Born
VIII Century-Tibet

Sat Naam ( gelöscht )
Beiträge:

24.12.2008 13:43
#5 RE: Das Paket des ... Weihnachtsgeschichte Zitat · Antworten

Euch allen auch

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