Hallo Amalia, freue mich, dass du zurück bist und uns an der Entwicklung deiner Romane teilhaben lässt! Ich lese immer mal einen Abschnitt, freue mich aber auf ein irgendwann gebundenes Buch, da lese ich längere Strecken leichter, als am PC. Gute Idee übrigens, diese Fotos zwischenrein.
danke Saraswati mit dem Buch wird es schon noch klappen ich drück mir selbst die Daumen
Die Abendstimmung hatte die Landschaft verwandelt und warf dem Boden einen zauberhaften goldenen Glanz über. Die Mongolen hatten sich in einem Halbkreis um die groβe Sandweide niedergelassen, wo ein groβes Feuer loderte. Gespannt warteten sie zusammen mit Ali und dem Shrenk auf das Schutzritual von Kökötschü.
Kökötschü hatte sich sein Antilopenfell übergeworfen. Reich geschmückt mit unzähligen Federn von Vögeln, Glocken, Knochen, Tierschwänzen und Vogelköpfen, stand er vor der Geisterweide, sang leise ein Lied und begann auf seiner Trommel zu schlagen. Bei jeder seiner Bewegung klirrten und rasselten alle diese Dinge gegeneinander. Auf dem Kopf trug der Schamane einen Federkranz, der in einen langen Schweif im Rücken auslief.
„Was macht Kökötschü nur?“, fragte der Shrenk, während er sich seinen immer noch schmerzenden Kopf hielt. „Seid still, Doktor! Wir dürfen sein Ritual nicht stören. Kökötschü wird jetzt den groβen Kökö Tengri befragen und die Geister der Taklamakan ruhig stimmen.“ „Wer im Himmels Namen ist Kökö Tengri?“ fragte der Shrenk. „Das ist der ewige blaue Himmel.“
Der Schamane hatte Salz in das Feuer geworfen, worauf die Flammen zu knistern begannen. Darauf warf er ein Pulver ins Feuer, das entsetzlich stank, sprach magische Formeln und versetzte sich allmählich durch rhythmisches Wiegen des Oberkörpers in Ektase. Er schlug mit seinem Antilopenfuß immer heftiger auf die Trommel. „Jetzt beginnt der Kampf mit den Geistern, Shrenk“, raunte Ali ihm zu. Kökötschü tanzte wie rasend um das Feuer, gab unartikulierte Schreie von sich, schnaubte wie ein Pferd, stieß langgezogene Pfiffe aus und warf den Antilopenfuβ zwischen die Mongolen. Und dann machte er Bewegungen, als vertreibe er die Geister und schicke sie fort. Worauf Kökötschü bewusstlos zusammenbrach.
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Yeshe Tsogyel -Lady of the Lotus-Born VIII Century-Tibet
Der Mond war inzwischen aufgegangen und leuchtete gespenstisch auf die Zauberweide herunter. Plötzlich fuhren heftige Windstöβe in die Stofffetzen, die Fetische und Glöckchen, die überall an den Zweigen hingen, hinein und brachte sie zum klingen.
„Wir stehen nun unter dem Schutz der guten Geister“, sprach Ugedai zufrieden. „Der Wind lässt die Zauberfetzen flattern, mit deren Hilfe die bösen Geister weit, weit weg vertrieben wurden. Morgen brechen wir auf in die Taklamakan.“
„Taklamakakan?“
Ali blickte zum Shrenk, der blass da saβ und verwirrt umherblickte.
„Doktor, alles in Ordnung mit euch?“
„Meinen Kopfschmerzen sind wie weg geblasen. Ich frage mich nun ob es eventuell vielleicht doch Geister geben könnte. Sozusagen böse Kopfgeister, die Kökötschü, vertrieben haben könnte. Hm… Ich hoffe, er hat wirklich die richtigen Geister vertrieben? Was ist, wenn er statt der Taklamakakan Geister nur meine Kopfgeister erwischt hat?“ Der Doktor räusperte sich. „Was ist mit Kökötschü?“
„Der schläft wie ein Baby.“
Die Mongolen begannen Lieder zu singen, Kemur wurde in die Becher geschenkt. Hammel auf Spieβen gebraten und ein verlockender Duft lag über der Feuerstelle. Ali sog zufrieden die Luft ein.
„Shrenk! Ihr braucht ganz einfach einen kräftigen Schluck…“ „Kemur?“, fragte der Doktor sofort. Ali nickte und reichte ihm einen Becher.
„Danke, Gnädigste. Nach diesem grauenhaften Pandämonium bin ich einfach noch nicht in der Lage, einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.“
„Trinkt Doktor. Es ist eine schöne Stimmung heute, so als wenn die Luft nach einem schweren Gewitter gereinigt wurde. Wisst ihr eigentlich wie lange eine Karawane bis Europa unterwegs war?“
„Es kommt darauf an, ob bis Rom oder Konstantinopel.“
„Aus Marco Polos Berichten geht hervor, dass eine Karawane acht Jahre von China bis Rom brauchte. Marco Polo schaffte es in drei Jahren.“
Ugedai setzte sich neben den Doktor und Ali. Der Schamane schlief immer noch, man hatte ihm zum Schutz vor der Kälte, ein Fell übergeworfen. Einer der Mongolen brachte eine Schüssel mit Fleisch und stellte sie vor Ugedai.
„Ich habe Nachricht vom groβen Temudschin“, begann Ugedai mit freudiger Miene und bot seinen beiden Gästen von dem Fleisch an. „Temudschin ist bereits mit seinem Heer durch die Wüste Gobi unterwegs in Richtung Dschungurischer Pforte. Und wie der Bote berichtete, versammeln sich bereits unsere Streitkräfte im unteren Lauf des Irrtysch, östlich des Saisan-Nor-Sees, das ist im östlichen Gebiet der Uiguren. Von dort will Temudschin durch die Golodnaja Steppe vorstoβen.“
Ugedai nahm sich ein Stück Fleisch und begann zu essen. Wer ist nur dieser Ugedai, überlegte Ali, während auch sie herzhaft von dem gebratenen Hammel zulangte. Er wird noch nicht einmal dreiβig Jahre alt sein, aber so wie es scheint, ist er ein wichtiger Mann von Temudschin.
„Habt ihr auch Nachricht über Dschebe?“, fragte der Shrenk. Immerhin wären er und Ali fast mit Dschebe über das gewaltige Trans-Alai Gebirge gestiegen. Gar nicht auszudenken, dachte er und trank besser noch vom Kemur um sich zu beruhigen.
„Dschebe lässt die Verbindung zu Temudschin nicht abreiβen. Er ist jetzt nzwar nicht mehr dreitausend Kilometer von Temudschin entfernt und näher an das Hauptheer herangerückt, aber durch unüberwindbare Berge getrennt. Die Schwierigkeiten der Pfeilboten werden dadurch täglich erhöht. Sie können nicht mehr den Weg durch Ost Turkestan nehmen“, erklärte Ugedai und blickte den Doktor an. Nachdem er aber sein verständnisloses Gesicht bemerkte fuhr er fort die geografische Situation zu verdeutlichen:
„Der Weg durch Ost Turkestan führt südlich des Tien-Schan-Gebirges entlang. Dieses Gebirge erstreckt sich von Buchara bis zur Wüste Gobi in einer Gesamtlänge von 2500 Kilometern. Dschebes Pfeilboten müssen ab jetzt Pässe von viertausend Metern überwinden um zum Kahn zu gelangen, der täglich weiter vorrückt.“
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Yeshe Tsogyel -Lady of the Lotus-Born VIII Century-Tibet
„Oh meine geliebte Suleika. Ich bin in Sorge wegen der Geister, und ich weiβ, dass du mich verstehst“, sprach der Shrenk leise zu seiner Kamelstute und streichelte ihr dabei liebevoll über den Hals. Er hätte auch lauter sprechen können, denn der Wind war unerträglich und blies pfeifend über den grauen Schotter der Taklamakan. Graue Dunstschleier aus Sand lagen über der Wüste und lieβen die Morgensonne kaum durchscheinen. Es begann ein beschwerlicher Anstieg auf eine Passhöhe Die Karawane bahnte sich ihren Weg zwischen schroffen Felswänden. Der Doktor blickte nachdenklich auf die entfernten, schneebedeckten Gipfel der Berge und versuchte mit den anderen Schritt zu halten. „Suleika! Nur weil ich dir mein Innerstes offenbare, gibt es keinen Grund langsamer zu werden“, ermahnte er sie. „In der Psychoanalyse spricht am…ähm, über abgespaltene Seelenanteile. Hm. Ich kann das nicht mehr so richtig nachvollziehen! Wie sollen denn so viele abgespaltene Seelenanteile hier in der Taklamakan herumgeistern? Von den ganzen Völkern, verstehst du Suleika?“ „Ich verstehe“, erwiderte Suleika wiehernd mit ihrer gewohnt liebenswürdigen Stimme. „Es geht ja nicht nur um die ansässigen Völker, wie die Uiguren, Tadschiken, Kirgisen, Chinesen und Mongolen. Wir müssten die anderen Händler, die hier auf der Seidenstraβe unterwegs sind, auch mit einbeziehen. Hm.. also Chinesen, Turkmenen und Römer. Nicht auszudenken, was sich da an abgespaltenen Seelenanteilen in dieser Schreckenswüste versammelt haben dürfte…vor allem wenn die auch noch gegeneinander in Streit geraten und sich beschimpfen!“
Der Shrenk war einmal wieder ungewollt laut geworden. Die Mongolen hatten es längst bemerkt, kannten den seltsamen Doktor inzwischen und da sie ihn als einen wichtigen Schamanen einstuften, dachten sie meist, er unterhalte sich mit seinen Geistern und nicht mit seiner Kamelstute Suleika. Aber eigentlich war das auch ziemlich unwichtig. Nur nicht für Ali, die sich Sorgen um das geistige Befinden des Shrenk machte. Sie lenkte Akhbar neben ihn. Der Doktor aber war sehr vertieft in sein Gespräch mit Suleika über die pfeifenden Geister der Taklamakan und sprach ungerührt weiter: „Suleika, die Kämpfe der Geister, ähm.. sagen wir die Seelenanteile, wenn wir es psychologisch beschreiben wollen, aber das ist gehupft wie gesprungen. Also die Geisterkämpfe in der Taklamakakan, scheinen manchmal von solcher Intensität zu sein, dass es zu Sturm kommt. Dann plötzlich verfinstert sich der Himmel und der Kara Bura kommt. Ich nehme mal an, dass die Geister auf Pferden daher reiten, so wie die Reiterhorden vom Kahn. Die Sonne glüht als dunkelroter Ball durch die verdichtenden Staubnebel und dann kündigt sich der Kara Bura an durch einen schrillen Pfiff…“ „Doktor!“ Der Shrenk zuckte zusammen und wendete seinen Kopf zu Ali. „Um diese Jahreszeit sind die Stürme schon vorbei, seid beruhigt. Die groβe Hitze ist vorüber und da kommt kein Kara Bura mehr.“ „Was aber, wenn Kökötschü die Geister der Wüste gar nicht verjagt hat? Wenn der Schamane nur meine bösen Kopfgeister vertrieben hat? Es sollen ungeheure Sandmassen mit Kieseln und Steinbrocken in die Höhe gerissen werden, um dann mit voller Wucht auf uns zu stürzen. Eine wahrhaftig dämonische Angelegenheit, die wir nicht einfach verdrängen sollten, werte Ali.“ „Der Kara Bura kommt nur im Sommer!“ „Bei unserer globalen Erderwärmung wäre es durchaus möglich…“ „Doktor! Wir leben im dreizehnten Jahrhundert!“ „Seid ihr da so sicher? Sogar die Tiere verlieren dabei den Verstand, Ali. Also kann es sich somit nicht um irgendwelchen Aberglauben handeln, denn wie sollen Tiere an Geister glauben? Tiere haben womöglich mehr Verstand als wir, Gnädigste, und sogar die Tiere verlieren ihn beim Kara Bura!“ „Shrenk, das war einmal wieder eine Glanzleistung. Besser wir besprechen das später mit Kökötschü.“
Kökötschü war unbemerkt herangekommen und hielt sein Pferd neben Ali und dem Shrenk. „Löst du deine Probleme nicht vor dem Morgengrauen, löst du sie nie“, sprach er würdevoll und blickte dann dem Doktor gerade ins Gesicht. „Es scheint, ihr habt ein Problem, edler Doktor Shrenk. Ich frage mich schon lange, warum euer Herz und das von so vielen Menschen in eurer neuen Welt, kalt geworden ist und wie man es wieder beleben kann.“ „Kalt?“, fragte der Doktor erstaunt. „Nun, das liegt an der eisigen Kälte dieses Hochlands, vermute ich mal. Wir befinden uns seit Monaten auf zwei bis dreitausend Metern Höhe.“ „Wie ihr bemerkt habt, entfernten sich einige böse Geister aus eurem Kopf, aber mit dem Herzen, da gibt es noch zu tun, bis ihr erneut die unendliche Weite des Kökö Tengri, dem Herrn des Blauen Himmels fühlt.“ „Ich möchte eure Professionalität keineswegs anzweifeln, aber seid ihr auch wirklich sicher, dass ihr, edler Kökötschü, die Geister der Taklamakakan vertrieben habt?“ Kökötschü schwieg eine lange Zeit und summte dann ein Lied. Als er das Lied beendet hatte, wandte er sich erneut dem Doktor zu und sagte: „Heute in der Mitte der Nacht nahm ich Kontakt mit meinen Ahnen auf und habe sie befragt. Sie sprachen zu mir über euch: ihr macht euch so oft Sorgen, weil euer Denken stärker wurde als euer Herz. Ich bin weit gereist gestern Abend, ich flog hinauf, auf dem groβen Weltenbaum und habe die Welten besucht. Auch stieg ich hinab zu den Wurzeln bis in die untere Erde, um dort die bösen Geister zu besänftigen. Denn oft kommt es in dieser Wüste vor, dass die Geister die Erde so stark rütteln dass davon viele Häuser verschlungen wurden.“ „Wie ist das möglich?“, fragte sich der Doktor ratlos. „Alles ist möglich unter dem groβen Kökö Tengri. Diese Wüste hat nicht nur hunderte von Karawanen unter sich begraben, auch ganze Städte fielen ihr zum Opfer.“ Inzwischen hatte die Karawane die Passhöhe erreicht. Der Wind blies zu heftig und die Gegend war so unwirtlich, dass an eine Rast nicht zu denken war. Ohne Pause ritten die Pferde und Kamele, den gefährlich steilen Pfad bergab. Ali blickte lieber nicht in die schwindelerregenden Täler hinunter und konzentrierte sich auf den Weg der vor ihr lag. Der Doktor seufzte schwer. Zu viele Fragen waren noch nicht beantwortet, die er dem weisen Mann stellen wollte. Monatelang hatte er gebraucht, das Kökötschü sich ihm näherte. Der Doktor hatte es mehrmals während der Reise versucht, aber vergeblich. So musste er sich in Geduld üben und warten. Heute schien endlich der lang ersehnte Augenblick gekommen zu sein. In diesem Moment erklang plötzlich leise Musik wie von Harfen und Rufe von Männern. Auch vernahm man Trommeln, erst leise, um dann immer lauter zu werden, begleitet von schrillen Pfeiftönen. „Was ist das?“, fragte der Doktor erstaunt. „Das sind die Geister der Taklamakan. Aber seid beruhigt, sie werden uns nichts tun. Heute Abend halten wir in der Oase Tumschuk und werden in einer Karawanserei übernachten. Da haben wir Gelegenheit miteinander zu sprechen. Ihr habt so viele Fragen, Doktor.“ Kökötschü kicherte. „Ich habe keine Fragen mehr, denn ich weiβ, der Kökö Tengri ist mein Vater und sorgt für mich. Und ich sorge für die Menschen und übermittle ihnen die Botschaften aus der anderen Welt.“ Der Schamane hatte sich mit seinem Pferd entfernt, sobald die Wegstrecke es zulieβ. Kökötschü nimmt die Wirklichkeit so, wie sie sich ihm darstellt und hinterfragt nicht. Er weiβ es und braucht nicht daran zu glauben, dachte der Shrenk, während er fasziniert den seltsamen Geräuschen aus der Wüste lauschte. Einmal klang es wie Sphärenmusik, dann plötzlich wieder wildes Getrommel und dazwischen raue Männerstimmen. Ach, lass sie rufen die seltsamen Geister der Taklamakakan, entschied der Shrenk. Da fiel ihm die Nachtreise des Propheten Mohammed ein, der auf einem weiβen, geflügelten Pferd durch die Lüfte ritt. Von der Kaaba in Mekka, bis nach Jerusalem und weiter durch die Hölle und in den Himmel. Für Mohamed war diese Nachtfahrt Wirklichkeit und sie wird in der 17. Sure des Korans beschrieben. Mohammeds Ehefrau aber beteuerte ihm, er habe die ganze Nacht bei ihr im Bett gelegen…
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WOW, Amalia... aber das Bild ist grad der Hammer ...für mich... super Energie die da bildlich vermittelt wird... und das mußte ich grad lsowerden... auch wenns eigentlich grad nicht in deine Geschichte paßt...sorry...
Gruß, die Moira... _____________________________________
Zitat von Die MoiraWOW, Amalia... aber das Bild ist grad der Hammer ...für mich... super Energie die da bildlich vermittelt wird... und das mußte ich grad lsowerden... auch wenns eigentlich grad nicht in deine Geschichte paßt...sorry...
doch du liebe Wölfin... doch meine Liebe es passt sehr gut:
Also die Geisterkämpfe in der Taklamakakan, scheinen manchmal von solcher Intensität zu sein, dass es zu Sturm kommt. Dann plötzlich verfinstert sich der Himmel und der Kara Bura kommt. Ich nehme mal an, dass die Geister auf Pferden daher reiten, so wie die Reiterhorden vom Kahn. Die Sonne glüht als dunkelroter Ball durch die verdichtenden Staubnebel und dann kündigt sich der Kara Bura an durch einen schrillen Pfiff…“„Doktor!“ Der Shrenk zuckte zusammen und wendete seinen Kopf zu Ali. „Um diese Jahreszeit sind die Stürme schon vorbei, seid beruhigt. Die groβe Hitze ist vorüber und da kommt kein Kara Bura mehr.“ „Was aber, wenn Kökötschü die Geister der Wüste gar nicht verjagt hat? Wenn der Schamane nur meine bösen Kopfgeister vertrieben hat? Es sollen ungeheure Sandmassen mit Kieseln und Steinbrocken in die Höhe gerissen werden, um dann mit voller Wucht auf uns zu stürzen. Eine wahrhaftig dämonische Angelegenheit, die wir nicht einfach verdrängen sollten, werte Ali.“„Der Kara Bura kommt nur im Sommer!“ „Bei unserer globalen Erderwärmung wäre es durchaus möglich…“ „Doktor! Wir leben im dreizehnten Jahrhundert!“ „Seid ihr da so sicher? Sogar die Tiere verlieren dabei den Verstand, Ali. Also kann es sich somit nicht um irgendwelchen Aberglauben handeln, denn wie sollen Tiere an Geister glauben? Tiere haben womöglich mehr Verstand als wir, Gnädigste, und sogar die Tiere verlieren ihn beim Kara Bura!“ „Shrenk, das war einmal wieder eine Glanzleistung. Besser wir besprechen das später mit Kökötschü.“
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Yeshe Tsogyel -Lady of the Lotus-Born VIII Century-Tibet
Ein unendliches Meer aus Sand, dann wieder lange Zeit nur grauer Schotter, kahlgraue Berge, steinig und ohne jegliches Leben. So war das seit Tagen, dachte Ali. Und nun endlich dort weit unten im Tal, hinter den Sanddünen, die Oase Kutscha, umgeben von Pappeln und fruchtbaren Gärten. Die Abendsonne warf ihre Strahlen auf die Lehmhäuser und lieβ nochmals alles in fast überirdischem Glanz erstrahlen, bevor sie ihre Reise auf die andere Seite des Erdballs antrat. Ali atmete erleichtert auf. Es war bitterkalt geworden, und so wie sie es sich ausgerechnet hatte, war der Monat Oktober bereits angebrochen. Ali dachte daran, wie sie vor genau einem Jahr mit dem Shrenk an der Reling der Ramlah stand. Sie betrachteten das Festland von Saudi Arabien und auch da ging die Sonne unter. Dann erschien im Westen eine schmale Mondsichel, das Zeichen vom Ende des Ramadan.
Ali bemerkte, dass es stetig bergab ging und blickte sich fragend nach dem Shrenk um. „Habt ihr das auch schon bemerkt, Doktor? Der Weg führt immer weiter bergab, so als ritten wir in das Innere der Erde hinein.“ „In der Tat, Gnädigste. Das hier ist die zweittiefste Stelle der Erde, es geht genau genommen 154 Meter unter den Meeresspiegel.“ „Was ihr auch alles wisst. Habt ihr Kutscha gegooglt?“ „Ich werde mich hüten, meinen Laptop bei diesen Sandverwehungen auch nur aus meiner Satteltasche zu nehmen. Das würde ihm den Garaus machen. So etwas weiβ ich schon lange.“ „Das eurem Laptop der Tod gewiss ist?“ „Nein. Die geografische Lage der Stadt Kutscha und die Höhlenforschungen des Sven Hedin oder dieser ganzen anderen. Wie heiβen die nur?“, fragte sich der Doktor, aber vergeblich. Er hatte es wohl vergessen.
Die Sonne war verschwunden und die Luft wurde bitterkalt. Ali zog sich ihre Kapuze über den Kopf. Der Himmel war heute von ungewohnter Klarheit und die ersten Sterne blitzten auf. „Ich habe die Namen vergessen, Gnädigste, aber es ist auch unwichtig. Es handelte sich um mehrere Expeditionen entlang der Seidenstraβe und die Entdeckung der Höhlen.“ „Höhlen, was für Höhlen?“ „Habt ihr noch nie von den Höhlen der tausend Buddhas gehört?“, fragte der Doktor aufgeregt. Wir haben endlich die Chance, die Höhle der tausend Buddhas zu besichtigen, und zwar in viel besser erhaltenem Zustand als heutzutage!“ „Oh! Natürlich hörte ich davon, aber ich hätte es mir nicht träumen lassen, dass sie hier sind. Wo sind die Höhlen?“ „Noch zwei Tagesritte entfernt.“ „Oh, Doktor, ist das nicht phantastisch?“ „In der Tat. Wie ich gelesen habe, wurden sie während der Jahrhunderte immer wieder geplündert. Auch die Malereien an den Wänden und Decken der Höhlen, dürften in diesen mehr als tausend Jahren verblasst sein. Den Rest erledigte dann Mao mit seiner Kulturrevolution. Aber wir, Ali, wir erden die Höhlen der tausend Buddhas in ihrer wahren Pracht erleben. Alleine dafür hat sich diese strapaziöse Reise gelohnt!“
In der Karawanserei herrschte emsiges Getriebe, als Ali und der Shrenk dort am Abend eintrafen. Es war eine lautstarke Mischung von Sprachen aus aller Herren Länder. Dazu das Wiehern der Pferde und streitlustige Kamele, die sich über ihre Herren oder ihre Lage ärgerten und dies lautstark zum Preis gaben. Auch ein paar bissige Karawanenhunde die herum kläfften. Die kreischende Winde eines Brunnens im Innenhof untermalte das Konzert obendrein. Essensgerüche, gemischt mit den Ausdünstungen der Tiere und Menschen hingen im den Kreuzgängen der Karawanserei. Aber der Doktor war dankbar, hier ein Plätzchen zu finden, wo die bittere Kälte einem nicht so zusetzt. Die Nächte drauβen in der Wüste fielen bereits weit unter den Gefrierpunkt. Zusammen mit den Mongolen und Ali, durchschritten sie die langen Gänge. Auch hier war der Geräuschpegel genauso laut. Fluchende Händler und feilschende Knechte überall. Dann endlich ihr Raum mit zwei Strohmatten am Boden. Ali schloss die knarrende Tür und schnappte laut nach Luft. „Was ist das nur für ein elender Schuppen, wo wir uns Läuse, Wanzen, Flöhe und allerlei anderes Ungeziefer einhandeln werden!“ „Läuse aus Kasachstan, Wanzen aus Afgahnistan, Flöhe aus Beijing und Skorpione aus dem Punjab, werte Ali. In der Tat, in der Tat!“ In diesem Augenblick klopfte es an die Tür. Es war Kökötschü, in der Hand hielt er irgendwelche brennende Räucherware und meinte kichernd: „Weilt der Gast auch nur kurze Zeit, so sieht er doch viel.“ Dann begann er ungefragt den Raum auszuräuchern, indem er die Räucherstäbe in der Mitte des Raumes aufstellte und dann Ali und den Doktor aufforderte ihm hinaus zu folgen.
„Wir wollen nun zusammen eine Mahlzeit einnehmen. Bis dahin ist alles Ungeziefer geflüchtet.“ „Wohin geflüchtet?“, fragte Ali neugierig, während sie neben Kökötschü herlief, der schnellen Schrittes in Richtung Essensraum ging. Sie fragte sich, wie alt der Schamane wohl sei, aber es war schwierig sein Alter festzulegen. „Zum Nachbarn“, kicherte er.
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Die Mongolen hatten sich um einen groβen Küchenofen versammelt, ein dampfender Suppenkessel thronte obendrauf. Ugedai winkte Ali und dem Shrenk und machte ihnen Zeichen, sich zu ihm zu setzten. „Das sind Boten aus der Heimat, sie kommen vom Ordu“, sagte Ugedai und zeigte auf fünf Männer. Nachdem Der Doktor und Ali mit Kemur versorgt worden waren, fuhr Ugedai fort: „Sie haben euch Geschenke mitgebracht.“ „Geschenke?“ Ali nahm sich eine Schüssel mit dampfender Nudelsuppe, in der Fleischstücke schwammen und begann hungrig zu essen. „Was für Geschenke, lieber Ugedai, bringen uns die Boten?“ Ugedai griff hinter sich und holte einen schweren Pelzmantel hervor. Das sind Dachas, doppelwändige Pelzmäntel. Der Winter kommt und ihr werdet sie brauchen. Auch Pelzmützen und Stiefel. Ihr werdet neu eingekleidet.“
„Oh, besten Dank, edler Ugedai. “ Der Shrenk befühlte den Mantel, er war von graubrauner, glänzender Farbe und besaβ langhaariges Fell. „Wie weich sie sind. Was ist das für ein wunderbar geschmeidiger Pelz?“ „Das ist Zobel und ein Geschenk von Temudschin persönlich. Als Dank dafür, dass ihr diese weite Reise auf euch genommen habt.“ „Danke, Ugedai.“ „Solche Dachas, hat Temudschin an Dschebe und Dschutschi, schicken lassen. Und noch weitere zehntausend Reiter. Insgesamt zwanzigtausend Dachas aus Lammfell für seine Truppen denn Dschebe muss ab jetzt mit seinem Reiterregiment über die verschneiten Berge ziehen.“ „Wer ist Dschutschi?“ „Dschutschi ist Temudschins Sohn.“ „Ah. Und wer seid ihr, Ugedai?“ „Ich bin Ugedai, mehr nicht“, lachte er schelmisch, dass seine Zähne blitzten. „Glaubt ihr, dass Dschebe es schaffen wird?“ "Sage von einem Pass nie, er sei unüberwindlich! Wenn du nur hinaufsteigst und keine Anstrengung scheust, wirst du ihn überschreiten. Und sage auch nicht, es sei zu weit und ihr könntet es nicht schaffen! Wer geht, kommt schließlich auch an!" „Oh ist die schön“, bedankte sich Ali, als Ugedai ihr eine Pelzmütze überreichte. Stolz setzte sie sie probehalber auf. Die Mütze war genauso wie die von Ugedai und den anderen Mongolen angefertigt: kapuzenartig und mit einem breiten Rand aus dickem Pelz der zu beiden Seiten nach hinten über die Schulter hinab fiel. „Damit ihr nicht friert, ab jetzt wird es von Tag zu Tag kälter werden.“ Kökötschü hatte sich unbemerkt neben den Doktor gesetzt. Erst als der Shrenk lautes Schmatzen und schlürfende Geräusche neben sich vernahm, drehte er sich zu ihm hin. Kökötschü leerte gerade seine Suppenschale und wischte sich dann zufrieden mit dem Handrücken den Mund ab. „Heute möchte ich euch etwas erzählen.“ Der Doktor nickte und lauschte aufmerksam Kökötschüs Erzählung: „Temudschins Urahnen stammen von einem Wolf und einer weiβen Hirschkuh ab.“ „Ach wie zauberhaft, edler Kökötschü.“ „Es war der graue Wolf Börtä-Tschino des Himmels und die weiβe strahlende Hirschkuh Maralghoa der Erde. Sie begründeten unser Volk, die Mongolen.“
„Ich verstehe, hm… ein Mythos aus Urzeiten, nehme ich mal an, um so dem Herrscher den Status eines Gottes zu verleihen. Ist ja durchaus üblich gewesen.“ Ali, die auch zugehört hatte stieβ den Doktor unwillig mit dem Ellbogen an und murmelte: „Seid nicht so ungläubig, Doktor. Es kann ja wahr sein.“ Kökötschü lächelte den Shrenk wohlwollend an und fuhr fort: „Der Wolf ist das Ebenbild des Kriegers und steht für unsere Kraft. Eine unerschöpfliche Kraft. Die Hirschkuh ist das Zeichen der Schamanen und der Stämme. Nach ihrer Heirat schwammen beide den Onon Fluss hinab und lieβen sich am heiligen Berg Burkahn-Khaldun nieder. Dort kam ihr erster Sohn Bataschian zur Welt.“ In diesem Augenblick flog die Tür mit lautem Knall auf und jemand rief irgendetwas aufgeregt in den Raum. Ugedai wandte sich an Ali und den Shrenk: „Eure Kamele sind durchgebrannt und veranstalten ein Wettrennen in den Gängen der Karawanserei!“ Ali erhob sich sofort und das Gleiche tat der Shrenk, gefolgt von einigen Mongolen aus der Karawane.
„Wir müssen sie einfangen, Doktor. Was sollen wir nur tun?“ Aber da hatte Ugedai sie schon eingeholt und verkündete lachend, während er im Laufschritt neben ihnen herlief: „Vertraue Allah, aber binde dein Kamel gut fest!“ „Das ist bei Akhbar nicht möglich, der schafft es jeden Knoten zu öffnen“, schnaufte Ali, die inzwischen ganz auβer Atem war, ihre Kamele durch den endlosen Kreuzgang zu verfolgen.
Die Karwanserei Tash Marab, am Rand der Oase Kutscha gelegen, war ein zweistöckiger, quadratischer Bau von mindestens fünfzig Metern an jeder Seite. Die Wände bestanden aus gebrannten Lehmziegeln, an jeder Ecke war auβen ein runder Wachturm mit Schieβscharten angebaut und in der Mitte befand sich ein Innenhof mit einem Brunnen. Im unteren Stock waren die Ställe untergebracht und in der oberen Etage die Zimmer für die Gäste, die Essensräume, Küchenstuben und Teestuben. Es gab auch eine kleine Moschee, ganz am einen Ende des Gangs. „Auβerdem sind meine Kamele, Meharis. Das sind Rennkamele und sie erreichen bis zu 45 Stundenkilometer, versteht ihr Ugedai?“ „Ja, natürlich.“
Inzwischen waren einige Mongolen auf ihren Pferden in den Gängen unterwegs, auf der Jagt nach Alis Kamelen. Sie wollten Akhbar mit der Urga einzufangen. Aber vergeblich. Akhbar ritt so schnell wie der Teufel und Miriam hinterher. In der Taklamakan mussten sie langsam reiten, wegen dem Sand, dem Schotter, den Steigungen der Bergpässe und dem schweren Gepäck, was auf ihren Rücken aufgeschnürt war. Nicht hier in der Karawanserei. Die Gänge waren ebenerdig, ihre Rücken waren ohne leidige Gepäckstücke. Der Hafer und die Datteln die Ali ihnen vorhin verfütterte, tat sein Übriges. Alis Kamele fühlten sich voller Kraft und rannten in Hochstimmung durch die Gänge der Karawanserei. Um den Pferden mit ihren mongolischen Reitern zu entkommen, stiegen sie in Windeseile die Treppen hinauf in den oberen Stock und setzten ihre Rennen dort fort. Neugierig hatten die übrigen Gäste sich im Innenhof um den Brunnen geschart. Andere blieben vorsichtshalber an der Schwelle zu ihren Räumen stehen und blickten gespannt den wilden Mongolenreitern hinterher, die noch wildere Kamele verfolgten.
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