BerlinerZeitung
Drastischer Anstieg von Herzproblemen und Schlaganfall-Symptomen in Berlin: Ist die Impfung schuld?
Geschichte von Andreas Kopietz • 3 Std. •
Ende 2021 meldete sich eine aufgeregte Mutter beim Feuerwehr-Notruf 112: Ihre zwölfjährige Tochter habe einen starken Sehverlust auf beiden Augen. Ein Sehverlust kann eines von vielen Symptomen für einen Schlaganfall sein. Bei der weiteren Abfrage erfuhr der Disponent bei der 112, dass das Kind ansonsten bis zu diesem Zeitpunkt gesund war.
Die Geschichte, die heute Feuerwehrleute in Berlin erzählen, geht dann so weiter: Ein Kollege habe sich bei dem Feuerwehrmann in der Telefonzentrale über die Schulter gebeugt und gesagt: „Los, stell die Frage!“
Die Frage an die Mutter lautete: „Wurde Ihre Tochter gegen Corona geimpft?“ Die Mutter bejahte: „Vor fünf Tagen.“ Seit Juni 2021 konnten Kinder und Jugendliche ab einem Alter von zwölf Jahren geimpft werden. Ab Ende 2021 beschlich mit dem Rettungsdienst befasste Feuerwehrleute zunehmend eine beängstigende Vermutung: Hier läuft gerade etwas grundlegend schief.
„Der Austausch zwischen den Kollegen auf den Wachen im Rettungsdienst erhärtete den Verdacht zunehmend, dass hier ebenfalls eine Veränderung wahrgenommen wurde“, sagt einer der Beamten, der namentlich nicht genannt werden möchte.
Ob das Mädchen, das durch einen Rettungswagen in eine Klinik gebracht wurde, damals wirklich einen Schlaganfall erlitten hat, haben die Feuerwehrleute aus der Einsatzzentrale nicht weiterverfolgt. Aber Schlaganfallsymptome und Herzbeschwerden häuften sich tatsächlich ab 2021. Eine mysteriöse Steigerung der Einsatzzahlen gab es auch in den folgenden Jahren.
Wie aus einer Antwort der Senatsinnenverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Antonin Brousek (parteilos) hervorgeht, rückten in Berlin Rettungswagen (RTW) im vergangenen Jahr zu 52.182 Einsätzen im Zusammenhang mit Herzproblemen aus.
Zuwächse bei den Patienten mit Herzproblemen betreffen dabei alle Altersgruppen – vor allem die Gruppe der 31- bis 40-Jährigen, die mit 71 Prozent hervorsticht. In den Vor-Corona-Jahren 2018/19 gab es im Durchschnitt 3083 Einsätze wegen Herzbeschwerden. 2021 lag die Zahl bei 4223, im Jahr danach schon bei 5181 und 2023 bei 5367. Hoch sind die Steigerungen auch bei älteren Menschen zwischen 81 und 90 – von 5245 in den Vor-Corona-Jahren 2018/19 auf 10.127 im vergangenen Jahr. Fast eine Verdoppelung.
Auffällig ist auch die gesteigerte Zahl der Einsätze wegen Herzbeschwerden bei Kindern bis zehn Jahren, die in dieser Altersgruppe eigentlich selten sind. In den Jahren 2018 und 2019 waren im Durchschnitt nur 118 solcher Einsätze gezählt worden. 2021 lag die Zahl bei 109, im Jahr 2022 bei 278 und im Jahr 2023 bei 232 Einsätzen. Das ist ebenfalls fast das Doppelte wie in den Vor-Corona-Jahren.
In der Altersgruppe elf bis 20 gab es in den Jahren 2018/19 im Schnitt 904 solcher Einsätze, 2021 waren es 1066, im Jahr darauf 1332 und im vergangenen Jahr 1231.
Die Antwort der Innenverwaltung auf Brouseks Anfrage ist kompliziert gehalten. So erscheinen die prozentualen Veränderungen der Einsatzzahlen in den Tabellen gering. Sie weisen leichtere Anstiege auf, denn sie sind von Jahr zu Jahr ausgewiesen.
Wirkung entfalten die Prozentzahlen erst, wenn man den Zeitraum der Vor-Corona-Jahre mit 2023 vergleicht. Demnach gab es in allen Altersgruppen einen Anstieg um 56 Prozent gegenüber den Jahren 2018/19. Oder anders gesagt: einen Anstieg von durchschnittlich 33.392 Einsätzen wegen Herzbeschwerden in den Jahren 2018/19 auf 52.182.
Ähnlich sieht es bei Schlaganfall-Symptomen aus: Auch hier betreffen die Zuwächse alle Altersgruppen. Deren Zahl lag bei Kindern, die bis zu zehn Jahre alt sind, in den Jahren 2018/19 im Durchschnitt bei 16. Im Jahr 2021 gab es 25 Einsätze, im Jahr 2022 waren es 28 und im Jahr 2023 lag die Zahl bei 23 Fällen.
In der Altersgruppe elf bis 20 waren es in den Jahren 2018/19 im Durchschnitt 66 Fälle. 2021 waren es 104, im Jahr darauf waren es 131 und 2023 waren es schon 155 Fälle. Das liegt weit über der Zahl der Vor-Corona-Jahre, nämlich um 135 Prozent darüber.
Ungewöhnlich häufig waren junge Menschen von Schlaganfall-Symptomen betroffen. In der Gruppe der 21- bis 30-Jährigen wurden 2018 und 2019 lediglich 193 Schlaganfall-Symptome gezählt. 2021 waren es schon 301 Fälle und im Jahr darauf 419. Im vergangenen Jahr waren es 409. Das ergibt eine Steigerung um 112 Prozent gegenüber den beiden Vor-Corona-Jahren. Nicht viel anders sieht es in der Gruppe der 31- bis 40-Jährigen aus.
Insgesamt gab es in allen Altersgruppen einen Anstieg um 43 Prozent gegenüber den Jahren 2018/19. Oder anders gesagt: von 10.278 auf 14.740 Einsätze.
Brouseks Anfrage knüpft an zwei vorhergehende Anfragen des ehemaligen Abgeordneten Robert Schaddach (SPD) aus dem Jahr 2022 an, aus denen bereits die gestiegenen Einsatzzahlen hervorgingen. Demnach gab es bei den Zahlen den größten Zuwachs in den Jahren 2021 und 2022.
Warum die Zahlen nicht auf das Vor-Corona-Niveau zurückgekehrt sind und sich dem nicht einmal angenähert haben, darüber gibt es unterschiedliche Vermutungen.
Auf die Anfrage von Antonin Brousek antwortete die Innenverwaltung: Veränderungen bei der standardisierten Notrufabfrage könnten mit einer intensiveren Protokollnutzung, der Einklassifizierung von Symptomen, der Weiterentwicklung des Qualitätsmanagements, aber auch der Veränderung der Einsatzzahlen in der Notfallrettung, beispielsweise durch Bevölkerungswachstum oder demografischen Wandel, zusammenhängen.
Ähnlich lautet auch die Antwort zu den Schlaganfallsymptomen, die auf „mögliche Veränderungen“ bei der standardisierten Notrufabfrage verweist.
Der damalige SPD-Abgeordnete Schaddach hatte von der Innenverwaltung bereits ähnliche Antworten bekommen, als er dem Anstieg der Herzbeschwerden und Schlaganfallsymptome nachging. Er hakte nach: „Der Anstieg der Rettungsdiensteinsätze von rund 31 Prozent im Zusammenhang mit Herzbeschwerden gegenüber dem Schnitt von 2018/19 im Jahr 2021 mit einer gestiegenen Meldetreue, Qualitätssicherung und verkürzt mit dem demografischen Wandel erklärbar zu machen, erscheint in der Höhe nicht plausibel.“
Zur Antwort bekam er, dass weitergehende validierte Erkenntnisse zu den Gründen für den Anstieg der Rettungsdiensteinsätze im Zusammenhang mit Herzbeschwerden dem Senat nicht vorlägen. „Aus der Systemkenntnis des Abfrageprozesses heraus hält die Berliner Feuerwehr die genannten Gründe für geeignet, die Höhe des Anstiegs zu erklären. Hier sei erneut angemerkt, dass das Hauptbeschwerdebild nicht die tatsächliche Diagnose widerspiegelt.“
Eine ähnliche Antwort bekam Schaddach auch bei seiner Nachfrage zu den Anstiegen bei Schlaganfällen, weil er die Begründung der Innenverwaltung ebenfalls nicht plausibel fand. Er wollte auch wissen, welche Nachforschungen durchgeführt wurden, um sicher auszuschließen, dass zum Beispiel der ermittelte Anstieg ein Resultat der nicht-pharmakologischen Maßnahmen (Kollateralschäden der Corona-Maßnahmen) sowie der Impfnebenwirkungen durch Corona-Vakzine ist. Antwort: „Diesbezüglich liegen dem Senat keine Erkenntnisse vor.“ Auch die Bewertung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht bei der Berliner Feuerwehr bleibe unverändert.
Für großes Kopfschütteln unter Feuerwehrleuten sorgen bis heute in der Schaddach-Anfrage einige Begründungen der Innenverwaltung für den Anstieg der Herzbeschwerden im Jahr 2021. Neben einem wachsenden Anteil der älteren Bevölkerung und einer wachsenden Bevölkerung erklärte die Innenverwaltung auch: „Die Zahl der Berufspendler nach Berlin nimmt zu.“ Also mitten in der Corona-Zeit, als viele im Homeoffice arbeiteten.
Ein weiterer angeblicher Grund: „Die Zahl der Gäste und deren Verweildauer (Übernachtungen) nimmt zu.“ Mitten in der Corona-Zeit, als viele Hotels und Pensionen geschlossen hatten?
Und ein weiterer Grund laut Innenverwaltung, weshalb mitten in der Corona-Zeit 2021 die Zahlen stiegen: „Es finden zunehmend Veranstaltungen statt. Besonders Großveranstaltungen benötigen einen rettungsdienstlichen Sonderbedarf.“ Großveranstaltungen gab es damals aber gar nicht.
Diese Antwort auf Schaddachs Nachfrage kam im Juli 2022. Doch auch heute hat der Senat erklärtermaßen keine Ahnung, woran die massiven Anstiege liegen könnten. Das Virus war gefährlich, wie Studien belegen. Vor allem die ersten Virusvarianten hatten demnach ernsthafte Auswirkungen auf die Blutgefäße. Die Unwissenheit über Virus und Impfung war damals groß. Doch wie ist in den Berliner Behörden der aktuelle Wissensstand zu den Nebenwirkungen der Impfungen?
Die Berliner Zeitung wollte von der Senatsgesundheitsverwaltung wissen: Gibt es Erklärungen oder Vermutungen zu den Ursachen? Lassen sich diese Anstiege mit einer alternden und wachsenden Bevölkerung erklären?
Die Berliner Zeitung wollte auch wissen, ob in der Verwaltung wissenschaftliche Auswertungen bezüglich dieser nicht ganz unwichtigen Fragen laufen. Dazu teilte ein Behördensprecher mit, dass „keine validen Daten oder Informationen“ vorlägen. „Es könnten neben medizinischen und demografischen Gründen zum Beispiel auch veränderte Kriterien im Abfragebaum der Leitstelle der Berliner Feuerwehr ursächlich für eine höhere Alarmierungsquote sein.“
Nach dieser Logik hätten sich der demografische Wandel und das Bevölkerungswachstum innerhalb eines Jahres explosionsartig ausgewirkt, meint die Deutsche Feuerwehrgemeinschaft. Sie hält es zudem für unwahrscheinlich, dass eine gesamte Gesellschaft innerhalb eines Jahres derart altern kann oder sich die Abfragekriterien so stark gewandelt hätten. Die Feuerwehrgemeinschaft ist ein deutschlandweiter Zusammenschluss von maßnahmenkritischen Feuerwehrleuten, die seit 2021 aktiv sind.
„Die zugrunde liegenden Ursachen halten offenbar bis zum heutigen Tage an und sind somit weniger im nicht-pharmakologischen Bereich zu suchen, da diese Maßnahmen in Deutschland im Jahr 2023 geendet haben“, erklären die Feuerwehrleute nun in einer Pressemitteilung.
„Es drängt sich ferner der massive Eindruck auf, dass die verantwortliche Politik sich sogar im Jahr 2024 noch scheut, den Elefanten im Raum – also den der sogenannten Corona-Impfung – auch nur als vage Möglichkeit in Betracht zu ziehen.“ Aufgrund der vorliegenden Zahlen werde deutlich, dass die Gesundheit der Bevölkerung nachhaltig geschädigt worden sei.
https://www.msn.com/de-de/gesundheit/oth...28c709c73&ei=62