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Sphäre der Meditation

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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Gegenwärtigkeit
Rembrand Offline



Beiträge: 13.888

02.07.2022 13:18
PR.Aus einer Verschwörungstheorie in etwas ganz alltägliche bringen. Zitat · Antworten

PR.Aus einer Verschwörungstheorie in etwas ganz alltägliche bringen.
Noch einpaar solcher Artikel ... und es ist alles ganz normal ...

Rembrand Offline



Beiträge: 13.888

02.07.2022 13:29
#2 RE: PR.Aus einer Verschwörungstheorie in etwas ganz alltägliches etablieren Zitat · Antworten

Ein kluger Aufsatz wie ich finde ....
Transhumanismus
Aus der Berliner Zeitung


Open Source :
Was ist dran an der Theorie vom „Great Reset“? Ressourcenknappheit ist ein Fakt

Die Menschheit schlittert auf eine Katastrophe zu. Deshalb ist es an der Zeit, die Systemfrage zu stellen.


Ein Essay.

Philipp von Becker, 29.6.2022 - 08:26 Uhr


Vor Corona und Ukraine-Krieg wurde der polit-mediale Diskurs in Deutschland von einer Krisenerzählung geprägt, die heute fast vergessen scheint: der sogenannten Klimakrise. Eine Jugendbewegung namens Fridays for Future hatte im September 2019 allein in Berlin über 200.000 Menschen auf die Straße gebracht. Knapp drei Jahre später scheint diese Jugendbewegung hinter Masken verschwunden zu sein und die Klimakrise taucht in den Leitmedien nur noch am Rande auf. In sozialen Netzwerken und „alternativen Medien“ findet seit Corona wiederum eine dystopische Erzählung Zulauf, in der der menschengemachte Klimawandel zum Teil infrage gestellt wird und hinter Vorschlägen zu seiner Eindämmung in erster Linie Instrumente zur weiteren Entrechtung der Massen vermutet werden.

Diese Erzählung geht, kurz gefasst, etwa so: Es gibt den Leiter des World Economic Forums, Klaus Schwab, der mit Corona einen „Great Reset“ ausgerufen hat und zusammen mit der westlichen Finanzelite, den Zöglingen seines „Young Global Leaders“-Programms und Stiftungen wie der Bill & Melinda Gates Foundation einen digitalen Identitäts- und Impfausweis einführen, das Bargeld abschaffen und Nationalstaaten mit einem WHO-Pandemievertrag entmachten will.

Die dabei auch zum Einsatz kommende Rhetorik zu Nachhaltigkeit und Bekämpfung des Klimawandels diene lediglich der Bemäntelung dieser Agenda. In Wirklichkeit gehe es um die Errichtung einer kybernetisch-technokratischen Herrschaftsmaschinerie und „transhumanistischen“ Zukunft mit Gehirn-Computer-Schnittstellen und dem Gang ins „Metaverse“. Für die Massen sei dabei Verzicht und Verarmung auch ohne den Ukraine-Krieg geplant („Frieren für den Frieden“), weshalb die Corona-Lockdowns als Präludium für noch weitreichendere Freiheitseinschränkungen („Klima-Lockdowns“) gedeutet werden.

Philipp von Becker ist Autor, Filmemacher und Publizist. Zurzeit arbeitet er an einem Buch zum Überwachungskapitalismus. Zuletzt erschien „Der neue Glaube an die Unsterblichkeit. Transhumanismus, Biotechnik & digitaler Kapitalismus“ sowie der Dokumentarfilm „Fukushima und die Mopsfledermaus“.
Kein Bürger sollte Anspruch auf SUVs haben

In dieser Interpretation der Zukunftserzählung von Davos und Silicon Valley steckt viel Wahres, Wahrscheinliches und Bedrohliches. Der Blick auf CO₂-Emissionen und die Frage, ob die Erderwärmung signifikant vom Menschen beeinflusst ist oder nicht, lenkt hierbei allerdings vom Wesentlichen ab und verschleiert die strukturellen Zusammenhänge und die tatsächliche Katastrophe. Denn selbst wenn das Proklamieren von „grünem Wachstum“ und Nachhaltigkeit nur rhetorisches Blendwerk der Zukunftserzählung von Davos und Silicon Valley sein sollte – respektive der Glaube an endloses materielles Wachstum ohnehin eine Illusion ist –, sind das seit der Industrialisierung stattfindende Wachstum von Güterproduktion, Bevölkerung und Ressourcenverbrauch und die daraus folgende Naturzerstörung und Knappheit von Ressourcen keine Verschwörungserzählung, sondern ein unbestreitbares Faktum. Die Bedrohung ist real: Trinkwasser, fruchtbare Böden und Rohstoffe werden knapper, Trockenheit nimmt zu, Wälder verschwinden, Arten sterben, die Meere sind totgefischt, Gewässer, Luft, Böden und Körper sind vergiftet.

Und so ist Folgendes ebenfalls eine „inconvenient truth“: Der Pro-Kopf-Ressourcenverbrauch des Lebensstils, den vor allem Europäer und Amerikaner die letzten 70 Jahre betrieben haben, ist nicht für sieben Milliarden Menschen verallgemeinerbar. Nicht jeder der sieben Milliarden Menschen auf der Erde kann – zumindest auf Basis der heutigen Produktionsbedingungen – einen SUV fahren, täglich Fleisch essen, jährlich mehrmals in den Urlaub fliegen und ein Einfamilienhaus besitzen. Und so sehr dies auch negiert und verdrängt wird: Damit gibt es auch keinen guten Grund dafür, warum die Bürger des globalen Nordens hierauf (weiterhin) einen Anspruch besitzen sollten.
Der Wandel muss radikal und schnell geschehen

Die Frage ist, welche Schlüsse daraus gezogen werden. Für die Eliten mag tatsächlich gelten, was Bruno Latour in seinem „terrestrischen Manifest“ vermutet: Sie hätten erkannt, dass es „nicht für alle reicht“, weshalb es für sie nur noch darum ginge, ihre Macht zu sichern und „das Beste für sich herauszuholen“ (solange es noch etwas zu holen gibt). Für alle, die den herrschenden Paradigmen von Politik und Wirtschaft kritisch gegenüberstehen, müsste es freilich um etwas anderes gehen. Ich möchte hier nur zwei entscheidende Punkte nennen: den Zeithorizont und unser Verständnis von Wohlstand.

Mit Blick auf den Zeithorizont deuten alle Indikatoren darauf hin, dass der zum Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen erforderliche Wandel radikal und schnell geschehen muss, wenn das Allerschlimmste noch verhindert werden soll. Das konservative und sozialdemokratische Argument gegen einen schnellen radikalen Wandel basiert auf Angst: Die Umstellung der Wirtschaft dürfe nicht mit einer Deindustrialisierung einhergehen, da dies zu Massenarbeitslosigkeit, einem Kollaps der Sozialsysteme und damit einer Destabilisierung des politischen Systems führen würde.

Von (sogenannten) Liberalen wird dieses Argument meist noch mit der globalen Wettbewerbslogik verbunden: Würde in Deutschland auf die Herstellung entsprechender Produkte und Dienstleistungen verzichtet, würde dies zu noch umweltschädigenderen Bedingungen in anderen Ländern geschehen. Zudem sei das deutsche Tun und Lassen in Bezug auf CO₂-Emissionen ohnehin irrelevant, da Deutschland nur für zwei Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sei. Und last, not least wird von Grünen und Linken vorgebracht, dass man den Ländern des globalen Südens eine dem globalen Norden vergleichbare materielle Wohlstandsentwicklung nicht vorenthalten dürfe.
Glück ist nicht mit dem Bruttoinlandsprodukt verbunden

Diese Argumente sind innerhalb der Logik des herrschenden Systems nicht ganz falsch und verdienen ernsthafte Berücksichtigung. Doch erstens muss es genau darum gehen, diese Logik und das herrschende System zu überwinden, und zweitens geht es um Verantwortung. Denn gerade weil es die (West-)Europäer und dann die Nordamerikaner waren und sind, die auf Kosten anderer mit riesigem Abstand am meisten zu Naturzerstörung und Ressourcenverbrauch beigetragen haben – und weiterhin einen Großteil von Rohstoffen und Gütern importieren, deren Extraktion und Herstellung in anderen Ländern auf die Umweltbilanz schlägt und dann als Müll wieder dort landet –, ist es zwar richtig, dass wir nicht das Recht haben, anderen Ländern materiellen Wohlstand abzusprechen, gleichzeitig ist es aber deshalb umso mehr unsere Pflicht und Verantwortung, den eigenen Verbrauch zu reduzieren, eine gerechtere Handelspolitik durchzusetzen und ein zukunftsfähiges Modell von Wirtschaften für das 21. Jahrhundert zu entwickeln. Allein aus dieser Verantwortung heraus sind Verweise auf Länder wie China und den scheinbar geringen Beitrag Deutschlands zu Emissionen und Naturzerstörung Fehl am Platze.

Um die Erforderlichkeit des radikalen Wandels argumentativ und diskursiv zu stärken und die Logik und Praxis des herrschenden Systems zu überwinden, bedarf es deshalb auch einer anderen Definition von Wohlstand – die nicht rein materiell ausgerichtet ist und sich nicht an einer unsinnigen Kennzahl wie dem Bruttosozialprodukt bemisst.
Der Westen produziert ein „erschöpftes Selbst“

Deutlich zu machen wäre: Materieller Verzicht kann einen Gewinn von Lebensqualität und damit keine Verarmung, sondern eine Bereicherung bedeuten. Hier könnte ins Feld geführt werden, was die Soziologie seit ihren Anfängen im Kern aufzeigt: Die paradoxen Folgen und Nebenwirkungen von Industrialisierung und Kapitalismus. Max Weber sah den modernen Menschen in ein „stahlhartes Gehäuse“ einer „entzauberten Welt“ gesperrt, Karl Marx und Georg Lukács sprachen von Entfremdung und Verdinglichung, Herbert Marcuse beschrieb einen „eindimensionalen“, Max Horkheimer einen nur noch von „instrumenteller Vernunft“ geleiteten Menschen und zeitgenössische Vertreter der Kritischen Theorie wie Hartmut Rosa weisen darauf hin, dass mit der Vielzahl von Optionen – die niemals ausgeschöpft werden können – und der zunehmenden „Verfügbarmachung“ von Welt auch eine Verarmung von „Resonanzbeziehungen“ einhergeht, in der die moderne Welt zunehmend als kalt und stumm erscheint.

Und in der Tat bedarf es keines Blickes auf Statistiken zur „Volkskrankheit Depression“, um zu merken, dass die Gesellschaften der fortgeschrittenen Moderne im globalen Norden massenweise ein „erschöpftes Selbst“ (Alain Ehrenberg) produzieren und der psychosoziale Zustand Europas oft mehr von seelischer Armut, Angst, Stress, Neurose und Depression als von Glück und Zufriedenheit gekennzeichnet ist.
Die Massen des globalen Südens sind ohnehin fast abgeschrieben

Eine neue Definition von Wohlstand, müsste deshalb weniger das Materielle als vielmehr die Qualität der emotionalen und sozialen Beziehungen in den Vordergrund stellen. Dabei ginge es um Zeitwohlstand, Selbstwirksamkeit, Sinn und erfüllte Beziehungen zu anderen Menschen und der Welt. Hierbei könnte hilfreich sein, sich zu vergegenwärtigen, dass ein Großteil der Dinge und Dienstleistungen, die wir heute für unverzichtbar halten, vor kurzer Zeit noch überhaupt nicht existierten. Gesundheit, Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat und ein gutes Leben sind auch ohne sie möglich.

Nicht unwahrscheinlich bleibt gleichwohl das Zukunftsszenario einer Welt, in der sich die Eliten den westlichen Lebensstil der vergangenen Jahrzehnte weiterhin leisten können – und dafür bestenfalls „Offsetting“ betreiben –, während es im globalen Norden der Mittelklasse nun auch an den finanziellen Kragen geht und die Massen im globalen Süden ohnehin längst abgeschrieben sind. Unstrittig ist, dass im Mittelpunkt der sozialen Kämpfe deshalb weiterhin die Frage der sozialen Gerechtigkeit stehen muss.
Der Status quo ist ungerecht

Dabei müsste in den Gesellschaften des globalen Nordens aber zunächst anerkannt werden, dass der materielle Wohlstand des globalen Nordens auf brutaler Ungerechtigkeit vor allem gegenüber dem globalen Süden und kommenden Generationen basiert. Nicht eine (gerechte) Transformation des Status quo wäre ungerecht, sondern der Status quo ist ungerecht. Und selbst wenn die Transformation für die heute im globalen Norden lebenden Menschen ungerecht verlaufen würde, könnte sie deshalb immer noch mehr Gerechtigkeit gegenüber den Menschen im globalen Süden und kommenden Generationen bedeuten.

In jedem Fall gibt es in allen Ländern der Erde eine Mehrheit von Menschen, die ohne Krieg, Gewalt, Ausbeutung, Angst, Unterdrückung und Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen leben will. Verhindert wird dies nicht von einzelnen Personen (Klaus Schwab), sondern strukturellen Bedingungen. Politisch aktiviert werden kann diese Mehrheit deshalb nur, wenn wir aufhören, die Debatte auf CO₂-Emissionen zu reduzieren und stattdessen die Systemfrage stellen. Dies gilt auch und gerade für die „Fridays for Future“-Bewegung. Deutlich zu machen wäre dabei, dass die Alternative zum Status quo nicht ein „Zurück in die Steinzeit“ oder eine „Sowjetunion 2.0“ bedeutet, sondern (immateriellen) Wohlstand für alle – in einer freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Gemeinwohlökonomie.

https://www.berliner-zeitung.de/open-sou...ndern-li.241408

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